Chris Rea
Road Songs For Lovers
Label: Bmg Rights Management (Warner)
Veröffentlichung: 29. September 2017; bei Amazon erhältlich oder bei Chris
Chris Rea is back – mit einem wunderbaren Album, das viel zu entdecken gibt. Obwohl die Songs durchgängig fabelhaft lässig arrangiert sind. „Nothing Left Behind“ könnte zum Repertoire von Neil Young passen, „Rock My Soul“ könnte ich mir auch gut von Bob Dylan gesungen vorstellen, und der Titeltrack ist so ein typischer Chris-Rea-Swing voller Melancholie.
Von Dylan Cem Akalin
Der Opener „Happy On The Road“ geht so schnell ins Ohr, dass man ihn nur schwerlich aus dem Kopf bekommt. Chris Rea ist ein cooler Hund, der Mann lässt sich jede Zeit, um seine Songs zu präsentieren. Mit dieser durchdringenden, sonoren, abgeklärten, rauchigen Stimme, die allein schon mit jedem Ton ausstrahlt, dass da ein Mann mit Lebenserfahrung steht, den nichts mehr erschüttern kann. Und sein Gitarrensound ist so smooth, so entspannt, und er wird nicht umsonst „Meister der Slide-Gitarre“ genannt.
Der bekennende Blues-Freund, der weltweit über 30 Millionen Alben verkauft hat, ruht auf diesem Album ganz in sich. Man kann sich den Briten sehr gut in einem alten, verrosteten Pick-up vorstellen, in dem er eine lange Highway hinuntergleitet und dabei „The Road Ahead“ stimmt. Übrigens: Was für eine leidenschaftliche Gitarre auf diesem Stück!
„Last Train“ ist so sparsam arrangiert, jeder Ton unterstützt die Message – eindringlich. So wie auch bei „Breaking Point“, ein Stück, wie ein offenes Gespräch zur später Stunde, in dem es über eine vergangene Liebe geht. „Beautiful“ – was für eine Liebesballade. Würde auch Bob Dylan gefallen.
Chris Rea, 1951 in Middlesboro, Yorkshire, geboren, veröffentlichte 1978 sein Debüt “What ever Happened To Barry Santini”. Der Titel ist ein sarkastischer Seitenhieb auf “Benjamin Santini”, den Künstlernamen, den er auf Wunsch seiner damaligen Plattenfirma unbedingt annehmen sollte. Mit der ersten Single „Fool If You Think It’s Over“ feierte er prompt seinen größten US-Hit.
„Whatever“ und der Nachfolger „Deltics“ wurden von Gus Dudgeon produziert, der bereits für Elton John tätig war. Diese Kooperation führte dazu, dass Rea weithin als Künstler im Stil von Elton John und Billy Joel wahrgenommen wurde – worüber er wohl nicht sehr glücklich war. Die darauffolgenden Alben „Tennis“ und „Chris Rea“ floppten.
1983 verkaufte sich Reas fünftes Studioalbum „Water Sign“ jedoch über eine halbe Millionen Mal, denn die Single „I Can Hear Your Heartbeat“ wurde europaweit ein Top 20 Hit. Auch „Wired To The Moon“ wurde ein größerer kommerzieller Erfolg und durch die zugehörigen Tourneen durch ganz Europa baute sich Rea eine signifikante Fanbasis auf.
Der große Durchbruch folgte 1985 mit „Shamrock Diaries“. Mit den Singles „Stain by Girls“ (ein Song über ein verlassenes Dörfchen nahe Middlesboro) sowie „Josephine“ hatte er sowas wie einen Homerun. Die nachfolgenden Alben „On The Beach“ und „Dancing With Strangers“ wurden mit Platin ausgezeichnet. Letzteres hielt sich hartnäckig auf Platz zwei der Charts – direkt hinter Michael Jacksons „Bad“.
„The Road To Hell“ (1989) und “Auberge” (1991) avancierten zu seinen ersten Nummer-Eins-Alben in Großbritannien. Auch „God’s Great Banana Skin“(1992), „Espresso Logic“(1993) und The Blue Café“ (1998) enterten mühelos die Top Ten. 1999 veröffentlichte Rea das Electronica-Album „The Road To Hell: Part 2“.
“King Of The Beach” erreichte im Jahr 2000 die Top 30, bevor ihn seine Krebserkrankung an der Bauchspeicheldrüse zu einer ungewollten Auszeit zwang. Doch schon 2002 kehrte er mit „Dancing Down The Story Road“ zu seinen Blueswurzeln zurück.
Chris Rea gründete daraufhin sein eigenes Label „Jazzee Blue“ und veröffentlichte 2003 die beiden Alben „Blue Street (FiveGuitars)“ und „Hofner Blue Notes“. 2004 folgte „The Blue Jukebox“. Ein Jahr später folgte das bahnbrechende „Blue Guitars“. 2008 erschien schließlich „The Return Of The Fabulous Hofner Bluenotes“. Es enthielt 38 neue Songs auf drei CDs, zwei Vinyl und einem Hardcover Buch seiner Gemälde.
Kurz darauf präsentierte er seine neu formatierte Band namens „The Delmonts“, eine Instrumentalgruppe der späten 50er Jahre. Er tourte mit ihnen durch Großbritannien und spielte in der Royal Albert Hall. Ein Jahr später erreichte die Best Of-Compilation „Still So Far To Go“ Platz acht der Charts und wurde mit Gold ausgezeichnet. Mit „Santo Spirito Blues“ (2011) zementierte er schließlich seinen Status im Pantheon der Musiker, die wie er ihrem Herzen und Gefühl gefolgt waren, sei es auch auf Kosten kommerzieller Erfolge.
2016 erschien eine neue Version von „La Passione“, begleitet von einer Ausstellung von Reas umfangreichen Gemälden, zu denen er von diesem Projekt inspiriert wurde. Sie wurden in der Royal Albert Hall in London gezeigt.
Es ist also bereits eine Weile her, dass Rea etwas mainstreamiges veröffentlicht hat. Jetzt kommt also „Road Songs For Lovers“, das er mit seiner Band in den Metropolis Studios in London aufgenommen hat und nicht, wie sonst, alleine in seinem Heimstudio. Es zeigt seine Leidenschaft für Bewegung und das Reisen. Songs wie die erste Single „The Road Ahead“, „Happy On The Road“, „Last Train“ und der Titeltrack machen deutlich, dass wir uns in unserem Leben konstant bewegen.
Chris on Tour:
20.11.17 Newcastle, City Hall*
21.11.17 Gateshead, Sage
22.11.17 Glasgow, Royal Concert Hall
24.11.17 Harrogate, International Centre
26.11.17 London, Hammersmith Eventim Apollo
27.11.17 Birmingham, Symphony Hall*
29.11.17 Birmingham, Symphony Hall
30.11.17 Liverpool, Philharmonic Hall
03.12.17 Manchester, Apollo
04.12.17 Sheffield, City Hall