The King is Gone: Zum Tod einer Blueslegende

Juli 2011 in Bonn: Der 85-jährige B.B. King auf dem Museumsplatz.

Von Cem Akalin

Ja, er liebte den großen Auftritt. Und seine Konzerte waren Ereignisse, die wirklich die Bezeichnung „Show“ verdienten. So wie damals, 1994 in der Bonner Beethovenhalle, wo er mit großem Orchester auftrat. Alle in diesen uniformierten Club-Anzügen. Das Orchester tobte sich erstmal mit „Six Pack“ warm. Dann kam er. Der King der Bluesgitarre. Schwergewichtig in einem glitzernden blauen Jackett. Er trat auf die Bühne, schnallte sich seine Lucille, seine schwarze Gitarre, um und ließ ein paar Licks zu „Two I Shoot“ los. Und es ging gleich weiter mit „Let The Good Times Roll“, mit dem er sich höflich beim Publikum vorstellte, und „Call It Stormy Monday“. Einer der unvergessenen Abende in der Beethovenhalle!

Der große Saitenzauberer, der mit seiner kraftvollen Stimme über Jahrzehnte hinweg als großer Botschafter des Blues die Welt bereiste, starb am Donnerstag (14. Mai 2015) im Alter von 89 Jahren in Las Vegas, wie der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf Kings Tochter berichtete.

Verabschiedet hatte sich B.B. King schon vor zehn Jahren in Deutschland. Doch ein Jahr später zog es ihn dann doch wieder auf die Farewell-Tour. Und 2011 kam er wieder nach Germany.

Zerbrechlich und gehbehindert, aber weiter sprühend vor Scharfblick und Energie trat die Blues-Legende noch im vergangenen Herbst in den USA auf. Jetzt hat sich der „King of the Blues“ für immer verabschiedet.

Mit „Lucille“, wie er seine Gitarren liebevoll nannte, spielte und sang der US-Amerikaner den Blues so, wie er ihn im Mississippi-Delta gehört hat. Es gebe für ihn nur eins, was seine „Lucille“ übertreffe, erzählte King mal seinem Biografen: „Richtiger Sex mit einer richtigen Frau“.

Und damit nahm er es wohl tatsächlich nicht so genau. 15 Kinder soll er gezeugt haben, mit 15 verschiedenen Frauen — nicht ein einziges ehelich. „Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Müttern meiner Kinder – vorher, währenddessen und hinterher“, prahlte der Schwerenöter.

Die Blueslegende litt zeitlebens daran „nur“ als Bluesmusiker gesehen zu werden. „Blues-Sänger zu sein ist so, als ob man gleich zwei Mal schwarz wäre“, heißt es in seiner Biografie („B.B. King: Ein Leben mit dem Blues“). Seine Jazz-Kollegen wie Miles Davis, Dizzy Gillespie oder Charlie Parker bewunderte er. Was diese da musikalisch von sich gaben, war ihm schlicht zu komplex. „Blues ist eine einfache Musik“, sagte er, „und ich bin ein einfacher Mann.“

Als Riley B. King wurde er am 16. September 1925 als Sohn armer Plantagenarbeiter in Indianola (Mississippi) geboren. Sein Vater verlässt die Familie, als er vier ist. Die Mutter stirbt bald darauf. Um zu überleben, muss er schwere Feldarbeit verrichten. Er singt in Gospelchors, bringt sich selbst das Gitarre spielen bei und zieht von einer Kaschemme zur nächsten.

Diesen satten Anschlag aus dem Handgelenk und die langen Läufe, mit denen er seine Gibson zum Johlen brachte, hatte er wohl schon Ende der 40er Jahre drauf als er nach Memphis ging. Dort engagierte man ihn als den „Blues Boy“ für eine Radio-Show. Der Durchbruch gelang Ende der 60er Jahre mit seiner Erfolgsnummer „The Thrill Is Gone“.

B.B.King hat viele Musiker beeinflusst. Viele haben ihn bewundert. Jonny Lang verehrte ihn, John Lennon sagte, er würde gern Gitarre spielen können wie B.B. King. Eric Clapton dankte dem „Leuchtturm“ für „all die Inspiration und die Ermutigung, die er mir als Musiker über die Jahre gegeben hat, und die Freundschaft, die wir genossen haben“. Und Lenny Kravitz schrieb: „BB, jemand kann Tausend Noten spielen und trotzdem niemals ausdrücken, was du mit einer sagen konntest.