Leverkusener Jazztage huldigen dem Jazz: Popa Chubby, Walter Trout und John Mayall

„Nothing but the Blues“ heißt es an diesem Abend bei den Leverkusener Jazztagen. Und dann sind neben einem „Sohn“ auch gleich zwei „Väter“ des Blues dabei. Der junge New Yorker Popa Chubby, Walter Trout mit seiner Band und John Mayall, der Urvater des British Blues. Und die Drei beweisen vor etwa 2400 Besuchern im Leverkusener Forum wie abwechslungsreich das Zwölftakt-Feeling sein kann. Eindeutiger Höhepunkt des Abends: John Mayall.

Der 64-Jährige zelebriert die Perfektion des Musizierens ohne jede Spur von Langeweile. Routiniert, ohne ins Belanglose zu kippen, jahrzehntelang exerziert und dennoch mit frischem Elan hämmert der Mann seine durchaus tanzbaren Rhythmen ins Keyboard. Er widersteht der Versuchung, die Blues- und Boogielinien durch triviale Soli zu verwässern. Fast puristisch kommt aus den Tasten oder der Mundharmonika das Echo auf die Gesangsparts, nur hin und wieder streut er über höchstens drei, vier Takte virtuose Schmankerln aus – mit einer beneidenswerten Beiläufigkeit. Wirkungsvoller kann  Understatement nicht sein.

Diese Strategie nehmen die viel jüngeren „Bluesbreakers“ mit Vergnügen auf. Mayall stellt sie mit ins Licht und erhält geschickt den Bandcharakter, trotz aller Dominanz. So gerät die Live-Version des CD-Titelsongs „Blues For The Lost Days“ zu einer umjubelten Session, musikalisch kaum  zu überbieten.

Davon kann Walter Trout, selbst dereinst „Bluesbreaker“, noch immer lernen. Seiner sehr rockigen und bauchgesteuerten Ausdrucksfülle haben Bassist und Keyboarder zumindest an diesem Abend wenig entgegenzusetzen. Trouts zweifellos gekonnte Soli wirken bei aller Emphase eingleisig, weil er sich selbst zu oft zitiert.

Popa Chubby tut das nicht. Der Aufsteiger aus der New Yorker Bronx war als Anheizer die Überraschung des Abends. Der Schwergewichtler benutzt den Blues wie eine Aussichtsplattform für Rundblicke. Mit derben, harschen Riffs bedient er sich unbekümmert bei Punk und Funk, hämmert mal Hendrix‘schen Rocksound aus den Saiten, kann sie aber auch streicheln, bis sie weinen. Spannend und vielseitig, ein hochinteressantes Talent, von dem noch viel zu hören sein wird. (Cem Akalin)