My’Tallica in Bonn: Tributeband kommt ihrem Vorbild verblüffend nah

My'Tallica in Bonn FOTO: Mike H. Claan

Bonn-Debüt der Tributeband My’Tallica in der Harmonie: Das Quartett überzeugte mit professioneller Show und einem Sound, der ihrem Vorbild verblüffend nah kam.

Von Mike H. Claan

Natürlich ist Andreas Adam nicht James Hetfield. Dafür hat Hetfield eine viel zu starke Bühnenpräsenz und eine geradezu herkulische Rockstimme. Das merkt man vielleicht auch erst, wenn man eine Coverband gehört hat, noch dazu eine, die ziemlich gut war. Dass sie alle ausgebildete Musiker sind, das merkt man auch – und ganz gewiss Fans, die mit bemerkenswerter Liebe zum Detail dem Sound der großartigen Metallica nachgespürt haben. Sie spielen sogar die gleichen Instrumente wie die Starrocker. Dass Thomas Botschek zum Beispiel auch eine ESP KH-2 Kirk Hammett Ouija spielte, wird vor allem die Hardcore-Fans begeistert haben. Überhaupt ist der Musiker, der am renommierten Münchener Gitarreninstitut studierte, ein virtuoser Zauberkünstler, der den schrägen und unkonventionellen Still Hammetts gut zu bändigen weiß. Vielleicht der beeindruckendste war für mich Drummer Stephan Zender, der unter anderem an der Los Angeles Music Academy bei Leuten wie Joe Porcaro studiert hat: ein Mann mit einer ungeheuren Dynamik.

Thomas Botschek FOTO: Mike H. Claan

Bassist Martin Iordanidis sieht sich mehr in der Tradition eines Cliff Burtons, der auf den ersten drei Metallica-Alben spielte und viel zu früh verstarb. Burton war bekannt für den Einsatz eines Wah-Wahs, das Iordanidis auch fleißig bediente.

Mit „Creeping Death“ vom zweiten Studioalbum „Ride the Lightning“ (1984) beginnt die Band ihr Konzert gleich mit einem der besten Metallicasongs überhaupt. Auf „For Whom the Bell Tolls“ kann Botschek dann gleich auch seine Shredqualitäten beweisen. Nach „Fuel“ und „Cyanide“ bringt die Band dann überraschenderweise auch noch ein Stück vom aktuellen Album: „Moth into Flame“ und später auch das Titelstück „Hardwired“.

Nein, im Großen und Ganzen kann man sich über die Songauswahl nicht beschweren. „Unforgiven“, „Nothing Else Matters“ und auch „Whiskey in the Jar“, das irische Volkslied, das mal Thin Lizzy so populär machte, standen auf der Setlist.

Die eine oder andere Note ging bei Adam mal daneben, aber selbst die großen Bands sind nicht immer auf der Höhe (siehe Red Hot Chili Peppers bei Rock am Ring 2016!). Das Publikum feierte My’Tallica jedenfalls, als wären die Originale auf der Bühne – inklusive Moshpit, was in einem kleinen Club wie der Harmonie übrigens nicht ganz so cool ist. Insgesamt: ein lohnender Abend, der, wie man hört, erst 2018 wiederholt wird.