CD-Empfehlungen: Nightwish und Superstrings

NIGHTWISH: “Endless Forms Most Beautiful” (Nuclear Blast/Warner)

Die Finnen haben wieder den Boden unter den Füßen gewonnen. Klar, auch „Endless Forms Most Beautiful“ ist Symphonic Metal und steht auf derselben Empore wie Within Temptation oder Epica, doch was zuletzt unter allzu unerbittlichem Bombastsound zu ersticken drohte, hat wieder Sauerstoff bekommen. Satte Metal-Riffs, ausgeprägte Melodien und dann die exzellente niederländische Sängerin Floor Jansen, die zum ersten Mal auf einem Studioalbum von Nightwish zu hören ist, machen das neue Album zu einem extrem gut hörbaren Klangwerk. Bereits seit Oktober 2012 kennt man die ausnehmend gute Sängerin als festes Mitglied der Band. Auf dem imposanten 2013er Live –Album „Showtime, Storytime“ verfeinerte Floor den Sound mit ihrer tollen Stimme. Neben radiotauglichen Hits wie „Elán“ oder „Edemah Ruh“ gibt es auch durchaus komplexe Rockkompositionen wie das 24-minütige „The Greatest Show On Earth“. Die CD dürfte auch Heavyfans, die nicht so auf dem symphonischen Rockgenre stehen, gefallen, jedenfalls ein Album einer Band mit Potenzial.

(Dylan Cem Akalin)

SUPERSTRINGS: „The Sound Of Slow“ (Man High Music)

So verblüffend die so genannte Stringtheorie ist, so überraschend ist die Musik der Münchner Sängerin Carolin Heiss und des gebürtigen Schweizer Gitarristen Marc-Sidney Müller. Und tatsächlich haben sie sich nach diesen Superstrings genannt, aus die Welt, ja das gesamte Universum bestehen soll, sollte man irgendwann einmal in der Lage sein, in noch tiefere Dimensionen blicken zu können als nur auf der atomaren Ebene zu verbleiben, so die Superstrings_2Theorie, dann würde man sehen, dass alle Materie aus vibrierenden Fäden besteht, haben den Superstrings. Ja, und es ist wohl diese Mischung aus wissenschaftlicher Romantik und emotionaler Rätselhaftigkeit, was die beiden ungewöhnlichen Musiker zu diesem Namen geführt hat. Und in diesem Album steckt viel, bietet dem Zuhörer ungeheuer vieles zu entdecken, eine Grundstimmung zwischen Portishead, Steven Wilson und Kate Bush. Carolin Heiss hat eine Stimmfarbe, die den Zuhörer gleich einnimmt, weil sie so vertraut klingt. Da ist nichts gekünsteltes, keine Show, reine Performance. Und dieses ungewöhnliche Duo, das unter anderem von Thomas Simmerl, Zach Danziger, Igor Kljujic, Mario Schönhofer und Tim Collins unterstützt wird, nutzt die vielfältigen Möglichkeiten, die ihnen die moderne Musik bietet: Da tauchen Grundstrukturen aus der Elektronischen Musik, dem Fusion-Jazz und dem Progressive Rock auf. Singer/Songwriter trifft auf komplexe Rockstrukturen, melodiöser Pop auf Trance, anspruchsvolle Kompositionskunst auf Songs mit Hitqualitäten: Ein Album mit Suchtpotenzial. Das Gespür für diese Soundlandschaften haben sie sicherlich aus der Filmmusik: Die beiden sind erfolgreiche Komponisten für Soundtrackt, und so nennen sie ihre Musik selbst auch treffend als „filmmusikalischen Alternative-Pop“. Superstrings sind die musikalische Überraschung dieses Frühjahrs!

(Dylan Cem Akalin)