Julian Sas arbeitet sich durch die Geschichte des Blues und Bluesrock

Julian Sas auf der Bühne der Harmonie. FOTO: HORST MÜLLER
Willkommen im Wohnzimmer: Julian Sas arbeitet sich in der Harmonie durch die Geschichte des Blues und Bluesrock

Von Cem Akalin

Wenn Julian Sas die Gibson Firebird umhängt, ist klar, was kommt: eine Referenz an Johnny Winter, der auch vor einer Woche auf dieser Bühne stand. Und Sas beweist mit dem „Stranger Blues“, dass er es ebenso draufhat wie der alte Meister, dieses Wechselspiel zwischen rasanten Gitarrenläufen und der Slideguitar. Schon seit Wochen ausverkauft war das Konzert des holländischen Bluesrock-Gitarristen in der Harmonie – wie immer, wenn er in Bonn ist.

Die Harmonie, das sei so was wie sein Wohnzimmer, sagte er, und so hatte auch dieses fast zweieinhalbstündige Clubkonzert etwas von einem vertraulichen Familientreffen. Sas weiß genau, was die Fans wollen: nicht weniger als die Essenz des Blues und Bluesrock, wie ihn eben Winter, der irische Gitarrist Rory Gallagher oder Jimi Hendrix gespielt haben.

Und so spielt er mit seinem Trio die Gallagher-Klassiker „Shadow Play“ und später in der Zugabe den „Bullfrog Blues“, das im Original zwar von Canned Heat war, aber Gallagher hat ihn wohl unsterblich gemacht mit seiner unverschämt rohen Gitarre. So wie „Hey Joe“ auch nicht von Hendrix, sondern von Billy Roberts stammt.

Sas wäre aber nicht Sas, wenn er Roberts in seinem Intro nicht würdigte mit diesem klaren, fast an Country erinnernden Fingerpicking. Und auch augenzwinkernde Zitate gehören zu Sas? Stil: Es ist gleichermaßen unerhört wie sympathisch, wie er in den Hendrix-Klassiker noch einen Mittelteil a la Peter Frampton „Do You Feel Like We Do“ einbaut. Oder „Tear It Up“ aus seinem aktuellen Album in der Art von Status Quo anstimmt. Dylans „Highway 61 Revistited“ bekommt einen wilden Winter-Schliff, Humble Pies „30 Days In The Hole“ eine bluesige Grundsanierung.

Dass der 40-Jährige auch sanfte Saiten schlagen kann beweist er mit seinem Stück „Burnin? Bridges“. Tenny Tahamata (Bass) und Rob Heijne (Drums) schaffen ein wunderbares Grundgerüst, auf dem sich Sas nach Herzenslust austoben kann – mehr will das Publikum nicht.