Von Cem Akalin
Bonn. Die gute Nachricht vorweg: Ja, Nik West, die ebenso exzentrische wie talentierte Bassistin von Prince, kommt in die Harmonie, und das, obwohl sie gerade mit dem Künstler, der sich eine Zeitlang nicht Prince nennen wollte, auf Tour geht. Vom 25. bis zum 28. März 2015 steht wieder das außergewöhnliche Crossroads-Festival des WDR Rockpalasts auf dem Programm, das bekannte und weniger bekannte Musiker vier Tage lang mit Doppelkonzerten vorstellt.
Mittwoch, 25. März: Nein, das Trio Radio Moscow kommt nicht aus Russland, sondern aus Story City, Iowa, und wer das Album „Magical Dirt“ auflegt, der wird sich zurückversetzt fühlen in die 1960er und 70er Jahre. Das Trio brennt für die psychedelisch angeschlagene Musik von Jimi Hendrix oder Black Sabbath. Da rasen Gitarrensoli über eingängige Riffs durch den Orbit, schweißtreibender Rock ‚n‘ Roll wie aus Zeiten, als die Rockpalast-Nächte für junge Leute noch ein Ereignis waren.
Psychodelischen Rock macht auch Black Lung, doch das Trio aus Baltimore setzt mehr auf fette Gitarren, und die sind so eindringlich, dass die ehemaligen Mitglieder der psychedelischen Folkrock-Band The Flying Eyes, sogar auf einen Bassisten verzichten. Die Musik ist düsterer, sie hat fast einen geradezu erhabenen, morbiden Charme.
Donnerstag, 26. März: Wer JJ Grey & Mofro im vergangenen Jahr als Vorband der Tedeschi Trucks Band im Kölner E-Werk erlebt hat, wird sich auf diesen Auftritt freuen. John Grey Higginbotham alias JJ Grey und Mofro nehmen das Publikum mit ihrem ehrlichen, vielseitigen und unaufgeregtem Mix aus Soul, Blues und Southern Rock sofort ein. Es ist die Leidenschaft, mit der die siebenköpfige Truppe, ihre Musik vorträgt, die bei jedem Takt rüberkommt. Bei der Musik der Truppe aus Florida trifft Otis Redding auf Lynyrd Skynyrd, Nashville Sound auf Texas Blues, und JJ Grey, der leidenschaftliche Surfer, hat eine ungemein starke Präsenz mit seine leicht rauen Stimme, die er mit Hingabe und so manchen Ausbrüchen einzusetzen weiß – vielleicht der stärkste Act beim Festival.
Über Wille And The Bandits sagen die Jungs von Deep Purple, sie seien die beste Support-Band gewesen, die sie je hatten und die britischen Medien überschlagen sich geradezu vor Begeisterung. Das Trio groovt wie die Red Hot Chili Peppers, können aber auch stadionhymnisch wie Pearl Jam oder Simple Minds in ihren frühen Jahren sein. Das britische Trio ist auch stark bei den leisen Tönen, wenn Wille Edwards seine durchgreifende Stimme über sanften Dobroklängen wirken lässt.
Freitag, 27. März: Bevor Nik West mit ihren mächtigen Präsenz die Bühne der Harmonie einnimmt, kommt Sivert Høyem mit seinem vom Sound der 1980er geprägten Alternative Rock. Einflüsse der frühen Post-Punk-Phase der Simple Minds, der Melodik eines Neil Young oder Songwriter-Qualitäten eines Leonard Cohen, vermischt mit einer gehörigen Portion düsterem Elektro-Rock ergeben ein interessantes Ergebnis, das gleich ins Ohr geht. Was der Sänger der einst bekanntesten norwegischen Band Madrugada da mit seinem sehr individuellen Sound da vorlegt, ist absolut überzeugend.
Samstag, 28. März: Sie können es sicherlich nicht mehr hören, aber der Vergleich mit Tom Waits fällt einem gleich ein, wer The Great Crusades mit ihrem Sänger Brian Krumm aus Chicago hört. Es ist nicht nur die Stimme, sondern diese lässige, sehnsüchtige Atmosphäre, die diese Musik, die aus ihrer tiefen Seele zu kommen scheint, so prägt und die so an Tom Waits erinnert.
Regelmäßige Besucher der R(h)einkultur wird Hayseed Dixie noch in guter Erinnerung sein. Der Name ist eine Verballhornung von „AC/DC“, deren Musik sich diese sympathischen „Hinterwäldler“, was Hayseed aud Deutsch bedeutet, aus Tennessee angenommen haben. So wie die Hartrocker aus Australien hat Hayseed Dixie auf ihrem jüngsten Album „Hair Down to My Grass“ Rockklassikern einen gehörigen Schlag mit dem Bluegrass- und Hillbilly-Vorschlaghammer versetzt. Das Ergebnis, auf dem Banjo und Fidel dominieren, lässt sich durchaus hören und ist ebenso amüsant und unterhaltsam wie virtuos. Bleibt zu hoffen, dass sie ihre Version des Welthits der Scorpions bringen. „Wind of Change“ wird bei der wilden amerikanischen Truppe zum „Wind der Veränderung“ – zum Brüllen komisch. Bloß nicht verpassen!
Alle Konzerte beginnen um 19.15 Uhr, Vier-Tagestickets kosten 43 Euro plus Vorverkaufsgebühr, 15,50 Euro zuzüglich Gebühren.