Der Rockpoet im sakralen Raum: Bob Geldof in der Kölner Kulturkirche

Von Cem Akalin

Die Kulturkirche in Köln war vielleicht der perfekte Raum für Bob Geldof. Der Chor rot beleuchtet, mäanderndes Scheinwerferlicht auf den hohen Kirchenfenster über ihm. Darunter Geldof (60), der einst mit seinen Live Aid-Konzerten Millionen für Afrika sammelte, im blau-schimmernden Anzug, die Arme ausgebreitet, die Gemeinde vor ihm auf den Holzbänken. Geldof nimmt’s amüsiert und ist glänzend aufgelegt.

Zwei volle Stunden rockt, röhrt, haucht, flüstert und fegt er mit seinen berühmten Marionettenbewegungen über die eher beengte Bühne und greift dabei nicht nur ins Repertoire seiner aktuellen CD etwa mit Systematic 6-Pack und Dazzled By You, sondern bietet auch Klassiker der Boomtown Rats: When the Night Comes und Walking Back to Happiness. Und, ja, nach nicht mal anderthalb Stunden kommt auch I Don’t Like Mondays, der Song über den Amoklauf einer Schülerin.

Und der nach wie vor charismatische Rockpoet beweist, dass etwa so ein Song wie „Banana Republic“ (1980) über die korrupten Verhältnisse in Irland heute noch funktioniert. Gerade in solch einem sakralen Raum, lässt sich die Geschichte um Gewalt, die IRA und die schweigende Katholische Kirche eindrucksvoll erzählen.

Zum Schluss spielt die aufgewirbelte Truppe das irische Trinklied The Great Song Of Indifference. Und wie Geldof da mit wirrem Haar, Alan Dunn im Zylinder und mit Akkordeon, der wuchtige Vince Lovepump im ärmellosen Unterhemd und der Fiddle zusammenstehen, könnten sie geradewegs aus einer Charles Dickens-Geschichte entsprungen sein.