
Mitreißender R’n’B, jazzige Tiefe und persönliche Geschichten: Beim Jazzfest Bonn verwandelte China Moses die Oper in einen Ort voller Emotionen und Haltung. In einem facettenreichen Konzert begeisterte sie mit starker Stimme, charismatischer Bühnenpräsenz – und eindringlichen Botschaften über Menschlichkeit und Selbstbestimmung.
Von Dylan C. Akalin
So richtig kommt die Party nicht in Schwung. Wie auch? Wir, das Publikum, versinken in unseren bequemen, roten Sitzen, während China Moses auf der Bühne tanzt, singt und schwitzt. Die 48-jährige in Paris lebende US-Amerikanerin ist super gut drauf. Und sie hat was zu sagen. Und das ist vielleicht das Besondere an ihrem Wohlfühl-Konzert in der Oper – nach einem eher anspruchsvollen Auftritt des 24-Mann-und-Frau-starken Norwegan Wind Ensembles: die wunderbaren, ans Herz gehenden Geschichten um die Songs, mit denen China Moses ihr Herz für uns öffnete. Zwischen jedem Stück nahm sie sich Zeit für kurze, persönliche Moderationen – mal charmant, mal nachdenklich, immer direkt beim Publikum.
„BreakingPoint“
Ziemlich cool eröffnen Ebow „lox“ Mensah (Drums), Emmanuel Sunee (Bass), Jerome Cornelis (Guitar) und der junge deutsche Pianist Ilia Ruf, den ihr Nils Landgren vermittelt hat, das Konzert. Schon mit dem Opener „BreakingPoint“ zeigt Moses, dass sie musikalisch wie emotional ganz auf der Höhe war. Ihre Stimme – rau, kraftvoll, dabei stets nuanciert – füllte den Raum sofort. Zuvor erzählte sie uns, worum es da geht. Sie habe mal eine Frau kennengelernt, die sie für sich sofort abgeurteilt hatte, eingeordnet in eine Schublade – ohne irgendetwas von ihr zu wissen. Sie dachte später anders über diese Frau. Ein Flüchtling aus Ruanda, die Schreckliches erlebt hatte, die fünf Jahre Kampf mit sich selbst hinter sich hatte, bis sie wieder in der Lage war, ihr Herz zu öffnen, die es geschafft hatte, sich ein neues Leben aufzubauen mit neuem Job, neuen Freunden. Chinas Botschaft: „Urteilt nicht vorschnell über Menschen.
Was für eine Stimme
Ihr Gesang beginnt eher wie ein Gemurmel, das sich in kräftigen Lagen steigert. Die Band folgt ihr wie ein Schwarm Vögel, erst mit einer lässigen, entspannten Grundstimmung, die das Klavier im Solo aufgreift, dann steigt das Tempo an, drums und Bass werden wilder, funky Moods liegen über rockigen Riffs – bis ihr Gesang wieder brüchiger, klagend wird, sie eine Zeile aus George Gershwins „Summertime“ einflechtet, haucht, fleht: „Don’t cry“.
Zwischen Jazz und Blues
Es folgten Songs wie „It’s OK“ mit einem bluesigen Slideguitar-Intro, das davon handelt, dass jeder Mensch unterschiedliche Seiten hat und niemand vollkommen ist, und „Watch Out“ mit einem sehr jazzigen Piano, bei dem Moses nicht nur ihre gesangliche Bandbreite vom kindlichen Ausdruck bis zum wilden Ausdruck, sondern auch ihr Gespür für Dramaturgie unter Beweis stellt. „Disconnected“ ist ein entspannter R’n’B, „Better“ handelt von ihrer Scheidung: „Und dann sitzt du da in deinen Vierzigern, hast keine Kinder, und für die Gesellschaft bist du nichts wert. Mein Ex liebte die Idee, mit einer Künstlerin zusammen zu sein, aber konnte den Alltag nicht ertragen, auch mal alleine sein zu müssen.“ Herausgekommen ist eine tief empfundene Ballade zwischen Blues und Jazz mit wilden R’n’B-Momenten.
Mit „Silence“ und bleibt das Set introspektiv, Moses lässt Raum für leise Töne, ohne je an Intensität zu verlieren.
Chinas „Karaoke-Moment“
Und dann kommt das, was China „Karaoke-Moment“ nennt. Ein Mash-up aus „Let’s Stay Together“ von Al Green und „Kiss“ von Prince, das in dieser Form mehr ist als eine Hommage: Es ist eine Neuinterpretation, die ihre stilistische Vielseitigkeit zeigt.

Die Musiker an ihrer Seite – ein exzellent eingespieltes Quartett – tragen wesentlich zum Erlebnis bei. Sie agieren dynamisch, aber nie aufdringlich, mit feinem Gespür für Moses’ Timing und Phrasierung. Die Band lässt jazzige Improvisation ebenso zu wie soulige Grooves.
Die Geschichte von Flint, Michigan
Mit „Running“ animiert sie das Publikum mitzusingen, zur Zugabe gibt’s „My Part Of Town“, ein Stück voller Wärme und Stolz, aber auch Kritik an den Zuständen in den USA, das wie ein letzter Blick zurück wirkte – ins eigene Leben. Sie erzählt vom Kampf einer jungen Frau namens Amariyanna „Mari“ Copeny , bekannt als Little Miss Flint, die für sauberes Trinkwasser in der überwiegend von Afroamerikanern bewohnten Stadtteil kämpfte, einer Stadt, aus der ihre eigene Mutter, die berühmte Jazzsängerin Dee Dee Bridgewater stammt. China Moses begeistert mit einer leidenschaftlichen, stilistisch offenen Performance.
Die Musiker an ihrer Seite – ein exzellent eingespieltes Quartett – trugen wesentlich zum Erlebnis bei. Sie agierten dynamisch, aber nie aufdringlich, mit feinem Gespür für Moses’ Timing und Phrasierung. Die Band ließ jazzige Improvisation ebenso zu wie soulige Grooves.
Die Geschichte von Flint, Michigan
Mit „Running“ animiert sie das Publikum mitzusingen, zur Zugabe gibt’s „My Part Of Town“, ein Stück voller Wärme und Stolz, aber auch Kritik an den Zuständen in den USA, das wie ein letzter Blick zurück wirkte – ins eigene Leben. Sie erzählt vom Kampf einer jungen Frau namens Amariyanna „Mari“ Copeny , bekannt als Little Miss Flint, die für sauberes Trinkwasser in der überwiegend von Afroamerikanern bewohnten Stadtteil kämpfte, einer Stadt, aus der ihre eigene Mutter, die berühmte Jazzsängerin Dee Dee Bridgewater stammt. China Moses begeistert mit einer leidenschaftlichen, stilistisch offenen Performance.


