
Wenn JJ Grey & Mofro die Bühne betreten, erwartet das Publikum weit mehr als ein gewöhnliches Konzert – es wird auf eine musikalische Reise in die Sümpfe Floridas entführt. So auch beim Crossroads Festival in der Harmonie Bonn, wo die Band eindrucksvoll bewies, warum sie seit Jahren als eine der spannendsten Formationen im Bereich des Southern Soul und Swamp Rock gilt.
Von Cem Akalin
Bereits mit den ersten Takten war klar: Dieser Abend würde keine halben Sachen machen. JJ Grey, Frontmann und kreativer Kopf der Band, betrat mit breitem Lächeln und charismatischer Ausstrahlung die Bühne – ein Musiker, der nicht nur Songs spielt, sondern Geschichten erzählt. Seine markante, raue Stimme war von Beginn an der Mittelpunkt des Geschehens. Sie trägt all die Emotionen – von bittersüßer Melancholie bis hin zu euphorischer Lebensfreude – direkt ins Herz des Publikums.

Die Setlist war ein Querschnitt aus dem bisherigen Schaffen der Band: Klassiker wie „Lochloosa“ – eine ergreifende Liebeserklärung an Greys Heimat – wechselten sich ab mit energetischen Nummern wie „Brighter Days“, bei denen die Band ihre musikalische Vielseitigkeit voll ausspielte. Besonders beeindruckend war, wie mühelos JJ Grey zwischen den Genres changierte: Mal dominierte eine soulige Bläsersektion, dann wieder funkige Gitarrenriffs oder bluesige Orgelklänge. Diese musikalische Bandbreite wirkte nie beliebig, sondern zeugte von einer tiefen Verwurzelung in der amerikanischen Musiktradition.
„The Sweetest Thing“
Ein Höhepunkt des Abends war zweifellos „The Sweetest Thing“, bei dem JJ Grey seine gesangliche Ausdrucksstärke unter Beweis stellte. Mit geschlossenen Augen und voller Hingabe sang er von den Höhen und Tiefen des Lebens, während die Band im Hintergrund ein dichtes, aber nie überladenes Klangbild schuf. Hier zeigte sich die besondere Magie dieser Formation: Eine perfekte Balance aus technischer Präzision und emotionaler Intensität.

Die Harmonie Bonn, bekannt für ihre intime Atmosphäre, erwies sich als idealer Ort für dieses Konzert. Die Nähe zur Bühne ließ das Publikum jede Nuance der Performance hautnah miterleben. Es war spürbar, wie sehr JJ Grey den direkten Kontakt zu seinen Zuhörern suchte. Immer wieder wandte er sich mit kleinen Anekdoten ans Publikum – mal humorvoll, mal nachdenklich – und schuf so eine fast familiäre Stimmung.
„Orange Blossoms“
Doch trotz aller Lockerheit verlor das Konzert nie an Tiefe. In Songs wie „Orange Blossoms“ schwang eine leise Melancholie mit, während Stücke wie „Ho Cake“ mit ihrer unbändigen Energie den Saal zum Kochen brachten. Die Band – eine perfekt eingespielte Einheit – brillierte dabei nicht nur als Begleitung, sondern als eigenständiges Klangkollektiv. Besonders hervorzuheben sind die Bläser, die den Songs eine warme, fast südstaatliche Färbung verliehen, sowie die groovige Rhythmussektion, die den Abend mit ihrem treibenden Puls zusammenhielt.
Die Begeisterung im ausverkauften Saal war greifbar. Zwischen ausgelassenem Tanzen und andächtigem Lauschen schwang stets die Bewunderung für die Authentizität der Band mit. Hier stand niemand auf der Bühne, um bloß zu beeindrucken – es ging um echte Geschichten, echte Gefühle und eine Liebe zur Musik, die jeden einzelnen Ton durchdrang.
Nach fast zwei Stunden voller Leidenschaft, Spielfreude und musikalischer Virtuosität verabschiedeten sich JJ Grey & Mofro unter tosendem Applaus. Es war ein Abend, der eindrucksvoll bewies: Wenn Musik aus tiefster Seele kommt, ist sie universell berührend – und bleibt noch lange nach dem letzten Ton im Gedächtnis haften. Das war sicher das Highlight beim diesjährigen Crossroads Festival!







