„Cosmic Transitions“ und „The Unveiling“: Isaiah Collier ist ein strahlender Stern am Firmament des zeitgenössischen Jazz

Von Dylan Akalin

Es ist kaum zu glauben, dass dieser Musiker erst 25, 26 Jahre alt ist. Isaiah Collier entfaltet sich immer mehr zu einem strahlenden Stern am Firmament des zeitgenössischen Jazz. Mit seinen beiden Alben „Cosmic Transitions“ und „The Unveiling“ hat er nicht nur das Genre bereichert, sondern es in eine neue Dimension geführt. Diese beiden Werke manifestieren seine visionäre Kunst, die tief in der spirituellen und emotionalen Welt verwurzelt ist, die bisweilen an die eines John Coltrane oder Pharao Sanders erinnert.

„Cosmic Transitions“

„Cosmic Transitions“ (2021) ist ein Werk von epischer Tiefe und Intensität. In fünf Sätzen entfaltet sich eine Reise, die an die kosmischen Erkundungen eines John Coltrane erinnert, ohne jedoch den Eindruck eines bloßen Epigonen zu vermitteln. Colliers Saxophonspiel ist kraftvoll, leidenschaftlich und durchdrungen von einer fast überirdischen Klarheit. Die Rhythmen seines Quartetts sind lebendig und dynamisch, und jeder Musiker scheint in perfekter Symbiose mit dem anderen zu agieren. Besonders hervorzuheben ist die Produktion des Albums, das live im Van Gelder Studio aufgenommen wurde – ein heiliger Ort des Jazz. Die Aufnahme fängt eine ungeheure Energie ein und vermittelt das Gefühl, als wäre man Teil einer spirituellen Zeremonie.

„The Unveiling“

„The Unveiling“ hingegen zeigt eine andere Facette von Colliers Künstlertum. Dieses Album, das in einem intimeren Rahmen entstanden ist, verbindet avantgardistische Klanglandschaften mit einer tief empfundenen Emotionalität. Hier zeigt Collier, dass er nicht nur ein virtuoser Instrumentalist, sondern auch ein innovativer Komponist ist. Die Stücke scheinen wie Meditationen über die Menschlichkeit selbst zu sein – mal zart und verletzlich, mal wild und ungebändigt. Die klangliche Palette ist breit gefächert und erinnert mich manchmal an die Konzepte von Kamasi Washingtonm, und die Interaktion zwischen den Musikern erinnert an einen Dialog auf höchstem künstlerischen Niveau. Besonders beeindruckend ist Colliers Fähigkeit, sowohl Chaos als auch Harmonie in einer Weise zu verschmelzen, die gleichermaßen herausfordernd und befriedigend ist.

„Spirituelle Tour de Force“

Die Bedeutung von Isaiah Colliers Werk wurde auch von renommierten Kritikern anerkannt. Das DownBeat Magazin bezeichnete Cosmic Transitions sehr treffend als „eine spirituelle Tour de Force, die sowohl Ehrfurcht vor der Vergangenheit als auch kühner Ausblick auf die Zukunft zeigt.“ Weiter hieß es: „Collier gelingt es, die Essenz des Coltrane-Sounds zu erfassen, während er gleichzeitig seine eigene unverwechselbare Stimme entwickelt.“ The Unveiling wurde im selben Magazin als „eine mutige und introspektive Exploration“ beschrieben, wobei die „subtile Emotionalität und die musikalische Komplexität“ hervorgehoben wurden. Besonders lobte man die Fähigkeit des Albums, „die Zuhörer sowohl intellektuell als auch emotional zu fesseln“.

Geschichtenerzähler, Philosoph, Schamane

Isaiah Collier ist mehr als ein Musiker – er ist ein Geschichtenerzähler, ein Philosoph und ein Schamane. Sein Ansatz zum Jazz ist tief in der Tradition verwurzelt, während er gleichzeitig in die Zukunft weist. Er zögert nicht, Risiken einzugehen, und seine Musik ist ein Spiegel seiner Seele – ehrlich, leidenschaftlich und kompromisslos. Seine Werke sind durchdrungen von einer spirituellen Tiefe, die an die großen Visionäre des Genres erinnert, und doch bleibt er einzigartig.

Colliers Philosophie basiert auf einer Suche nach Wahrheit und Authentizität. Er sieht Musik nicht nur als Unterhaltung, sondern als Werkzeug zur Transformation und Heilung. Sein Spiel ist von einer nahezu telepathischen Verbindung mit seinen Mitmusikern geprägt. Dies erreicht er durch intensive Proben und eine tiefe Auseinandersetzung mit der Bedeutung jedes Tons, jeder Pause und jedes Moments.

Zwischen Inspiration und Emotion

In einer Zeit, in der der Jazz oft Gefahr läuft, in der Nostalgie zu verharren, bringt Collier frischen Wind und zeigt, dass das Genre lebendig, relevant und zukunftsfähig ist. Seine beiden Alben sind Beweise dafür, dass der Jazz immer noch die Kraft hat, zu inspirieren, zu provozieren und zu berühren. Sie laden dazu ein, nicht nur zuzuhören, sondern sich voll und ganz auf die musikalische Reise einzulassen.

Isaiah Collier ist zweifellos ein Name, den man sich merken muss. Er repräsentiert eine neue Generation von Künstlern, die Tradition respektieren, aber mutig genug sind, ihre eigenen Wege zu gehen. Mit „Cosmic Transitions“ und „The Unveiling“ hat er nicht nur seinen Platz in der Geschichte des Jazz gesichert, sondern auch eine neue Vision für die Zukunft des Genres geschaffen. Ich bin jedenfalls total begeistert.