Ruhe in Frieden, Quincy Jones! Der Maestro, der Kategorien und Zeit überwand

Von und über Quincy Jones gibt es dieses tolle Buch und diese Box mit frühen Aufnahmen, beides bei Amazon erhältlich.

Von Dylan Akalin

Quincy Delight Jones Jr., ein Name, der grenzenlose Kreativität, visionäre Produktion und unvergleichlichen Einfluss symbolisiert, verstarb am 3. November 2024 im Alter von 91 Jahren in seinem Zuhause in Bel Air. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke in der Welt der Musik und Unterhaltung, doch sein Vermächtnis wird weiterleben – in der unsterblichen Musik, die er uns hinterlassen hat. Einfach unvorstellbar: Über eine Karriere von mehr als sieben Jahrzehnten war Jones nicht nur ein Teilnehmer, sondern eine prägende Kraft, die das Wesen der amerikanischen Popmusik mitgestaltet hat. Von den Jazzclubs der 1940er-Jahre bis hin zu den Hip-Hop-Studios der 1990er-Jahre verkörperte sein Schaffen eine seltene Mischung aus Innovation, Mut und Meisterschaft.

Einst Mitglied einer berüchtigten Gang

Jones‘ Leben begann auf den harten Straßen von Chicagos South Side während der Großen Depression. Geboren am 14. März 1933, wuchs er inmitten von Armut und Gewalt auf. Sein Vater, ein Zimmermann mit Verbindungen zur berüchtigten Gang der Jones Boys, und die traumatische Einweisung seiner Mutter in eine psychiatrische Klinik wegen Schizophrenie hinterließen tiefe Spuren im jungen Quincy. Doch das Schicksal griff eines schicksalhaften Abends ein, als er bei einem Einbruch in ein Gemeindezentrum zufällig auf ein Klavier stieß. „Jede Zelle in meinem Körper sagte: ‘Das ist es, was du für den Rest deines Lebens tun wirst’,“ erinnerte er sich. Von diesem Moment an wurde Musik seine Rettung und sein Leuchtfeuer.

Ray Charles, Nadia Boulanger, Count Basie, Dizzy Gillespie…

Mit 14 Jahren war Jones’ außergewöhnliches Talent offensichtlich, als er in Clubs in Seattle spielte und eine Freundschaft mit dem jungen Ray Charles schloss. Seine Reise führte ihn von Schulbands über ein Studium der Komposition am Schillinger House of Music in Boston bis hin zur Perfektionierung seines Handwerks in Paris unter der legendären Nadia Boulanger. In den 1950er-Jahren arrangierte er bereits für Größen wie Count Basie und spielte an der Seite von Dizzy Gillespie. Schon damals fielen sein Sinn für Brillanz und sein unermüdlicher Antrieb auf.

1974 erlitt Jones eine Tragödie, als ein Hirnaneurysma seine Tage als Trompeter beendete. Doch es wurde ein Wendepunkt, der sein Genie auf das Produzieren und Arrangieren lenkte. Als Produzent erreichte er historische Höhen mit Michael Jacksons Alben „Off the Wall“, „Thriller“ und „Bad“ – Alben, die die Popmusik nicht nur neu definierten, sondern Rekorde brachen. „Thriller“ bleibt das meistverkaufte Album aller Zeiten und zeigt Jones’ Fähigkeit, Genres zu verschmelzen, klanglich zu innovieren und Hörer weltweit zu fesseln.

Seine Diskografie liest sich wie eine Chronik der modernen Musik: die spielerische Raffinesse von „Soul Bossa Nova“, die komplexe Orchestrierung in Frank Sinatras „Fly Me to the Moon“ und die emotionale, hymnische Qualität von „We Are the World“, das 50 Millionen Dollar für die Hungerhilfe in Afrika einbrachte. Jones‘ „Knoblauchsalz“-Ansatz – ein Begriff, den er für das Hinzufügen der richtigen Prise benutzte – umfasste alles von Jazz, R&B und Funk bis hin zu Klassik und Hip-Hop.

Sinatra nannte ihn „Q“

Jones war der erste Afroamerikaner, der die Position eines Vizepräsidenten bei Mercury Records erreichte, und der erste, der große Hollywood-Filme wie „The Pawnbroker“ und „In Cold Blood“ vertonte. Seine wegweisende Arbeit an „The Wiz“ führte ihn zu Jackson und ihrer ära-definierenden Zusammenarbeit. „Q“, wie Sinatra ihn liebevoll nannte, durchbrach nicht nur in der Musik, sondern auch in der Repräsentation Barrieren und produzierte Filme wie „Die Farbe Lila“ sowie TV-Hits wie „Der Prinz von Bel-Air“, der die Karriere von Will Smith begründete.

Abseits des Studios war Jones ein leidenschaftlicher Humanist. Von der Co-Produktion von „Roots“ bis zur Gründung der Quincy Jones Listen Up Foundation war sein Einsatz für Bürgerrechte und weltweite Verbesserungen ebenso leidenschaftlich wie sein Streben nach musikalischer Exzellenz. „Arbeit für die Bürgerrechte wurde ein wesentlicher Teil des Lebens und der Menschlichkeit“, sagte er einmal nach einem frühen Treffen mit Martin Luther King Jr.

Von Kendrick Lamar bis Dr. Dre

Jones’ Privatleben war so komplex wie seine Musik. Er überwand immense Herausforderungen, heiratete dreimal und war Vater von sieben Kindern, darunter die Schauspielerin Rashida Jones. Seine ehrlichen Erzählungen über das Überleben – von knapp entkommenen Tod in seiner Kindheit bis hin zur Genesung von mehreren gesundheitlichen Rückschlägen – verliehen seiner öffentlichen Person zusätzliche Tiefe.

In späteren Jahren blieb Jones ein verehrter Elder Statesman. Musiker von Kendrick Lamar bis Dr. Dre sahen in ihm einen Weisen, der die Geschichte des Jazz mit zeitgenössischem Rap verband. Sein Einfluss wurde mit 28 Grammy-Gewinnen aus beeindruckenden 80 Nominierungen anerkannt – übertroffen nur von Beyoncé und Dirigent Georg Solti. Die Motion Picture Academy verlieh ihm den Jean Hersholt Humanitarian Award, und er wurde als Kennedy Center Honoree ausgezeichnet.

Quincy Jones sagte einmal: „Wenn es einen gemeinsamen Nenner gibt, dann sind es Mut und Musikalität. Ich will Musik, die mir eine Gänsehaut verpasst, Musik, die mein Herz und meine Seele berührt.“ Dieses Ethos verkörperte er sein ganzes Leben lang. Von den Straßen Chicagos bis zur Weltbühne machte Quincy Jones nicht einfach nur Musik – er definierte sie neu und hinterlässt eine Welt, die reicher, kühner und harmonischer ist als zuvor.

Ruhe in Frieden, Quincy Jones, der Maestro, der Kategorien und Zeit überwand und dessen Geist Generationen weiterhin inspirieren wird.