Rock am Ring 2016: Die ersten fordern ihr Ticketgeld zurück.

Zeltplatz. FOTO: Phyllis Akalin

Die ersten Rock-am-Ring-Besucher wollen über einen Anwalt ihr Geld zurück. Wegen des wetterbedingten Abbruchs wollten sie die Hälfte ihres Ticketpreises zurück. Nach Medienberichten haben sich bislang 21 Betroffene der Forderung angeschlossen. Sie werden vertreten von dem Mayener Anwalt Andreas Tryba, der dort auch Vorsitzender der örtlichen Grünen ist. „Die Chance auf eine Teilrückerstattung des Ticketpreises ist sehr groß“, heißt es.

Marek Lieberberg (70) und sein Sohn André (39) haben sich mittlerweile auf ihrer Webseite geäußert. Viel steht da bisher nicht. „Objektiv“ betrachtet, sei die Zahl der Krankentransporte und Hilfsleistungen durch die Sanitätsdienste im Vergleich zu den Vorjahren sogar zurückgegangen. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Fans ja nicht viel zu tun hatten, außer in ihren Autos und Zelten zu hocken, Bier zu trinken und zu warten.

„Alle, die jetzt Kritik üben, mögen bedenken, mit welchen Naturgewalten wir konfrontiert wurden. Einen umfassenden Schutz dagegen gibt es im Freien nicht. Das wissen die Besucher von Open Air-Veranstaltungen ohnehin“, heißt es weiter. „Die verfügte Entscheidung zum Abbruch haben wir schweren Herzens entgegengenommen, aber zu hundert Prozent mitgetragen.“ Jetzt beschäftigte sie die Frage, „wie wir den durch höhere Gewalt ausgefallenen Festivaltag bewerten“.

Wahrscheinlich hat sich der Veranstalter zu viel Zeit gelassen, um die Situation „zu bewerten“. Viele Fans sind erbost. Lieberberg hätte unmittelbar nach den Festival, vielleicht sogar bei Ankündigung des Abbruchs eine ausgleichende Geste zeigen müssen. Und wenn er den Fans für das nächste Festival bei Vorlage ihrer Tickets einen Preisnachlass oder Verzehrgutscheine in Aussicht gestellt hätte. Aber Lieberberg fehlt es offensichtlich an Fantasie.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, sei der Abbruch des Festivals versichert gewesen, und zwar beim Düsseldorfer Versicherer Ergo. Das Unternehmen ist der SZ zufolge der führende Versicherer der Veranstaltung. Events in der Größe des Rock-am-Ring-Festivals würden immer eine Ausfallversicherung abschließen, um die Eigenrisiken abzufangen, erklärt Mark Höhne vom Berliner Versicherungsmakler Schwandt der SZ.

Marek wird unterdessen immer weiter mit heftigen Vorwürfen konfrontiert. Die schwächsten dabei sind die missbilligenden Posts von ausländischen Festivalbesuchern, dass es viele Informationen nicht mal auf Englisch gegeben habe.

Auch die Frage der Sicherheitskonzepte ist nicht von der Hand zu weisen: Fans berichten, dass es beim Einlass kaum, wenn nicht gar überhaupt keine Sicherheitschecks gegeben habe. In der Rhein-Zeitung wirft eine 26-jährige Studentin Lieberberg vor: „Ihr habt da mit unserem Leben gespielt.”

Mit der Verbandsgemeinde Mendig ist Lieberberg dermaßen im Streit, dass es fraglich ist, ob das Festival im kommenden Jahr überhaupt wieder auf dem ehemaligen Flugplatzgelände stattfinden wird. Kenner der Branche meinen, dass das Image des Geländes so beschädigt sei, dass es schwer vorstellbar sei, dort wieder ein mehrtägiges Rockfestival steigen zu lassen. Warten wir’s ab…

Schade wäre indes, wenn das Traditionsfestival eingehen würde. Das hätte Rock am Ring wahrlich nicht verdient.