Besorgt über die Zukunft des Moers Festivals hat sich das Europe Jazz Network, ein europaweiter Zusammenschluss von Musikproduzenten und Veranstaltern, geäußert. „Die Zukunft des Festivals bleibt ungewiss, trotz einer sehr erfolgreichen Ausgabe 2016 nicht nur in puncto Besucherzahlen, sondern auch in Hinsicht auf die internationale Anerkennung“, hieß es in einer Mitteilung. Die Verwirrung rund um die finanzielle Lage des Festivals und die daraus resultierende unsichere Zukunft gefährde eine der führenden Veranstaltungen in Europa.
Das Moers Festival sei seit langem „ein wichtiger Bezugspunkt für die europäische Musikgemeinschaft“, hieß es weiter. Sein künstlerisches Programm sei auch heute unverändert Inspiration für viele andere Festivals und Clubs. Ein Ende des Festivals wäre für die gesamte europäische Kulturlandschaft und die Stadt Moers „ein großer Verlust“.
Das Moers Festival, das stets über das Pfingstwochenende läuft, stand gerade wieder einmal wegen eines drohenden Defizits für die beiden Ausgaben 2015 und 2016 vor der Absage. Der künstlerische Leiter Reiner Michalke, dessen Vertrag eigentlich noch bis 2020 löst, hat die Auflösung seines Vertrages angeboten – aus Verärgerung.
Kurz nach dem Festival hatte Michalke seinem Unmut Luft gemacht, weil „die ständigen Auseinandersetzungen um das Festival, die alle nichts mit meiner eigentlichen Aufgabe als künstlerischer Leiter zu tun haben, sehr viel Zeit und Kraft kosten“. Die sei er unter diesen Umständen nicht mehr bereit aufzubringen.
Unterdessen wird nach wie vor darüber gerätselt, wie es weitergehen soll mit dem renommierten Moers Festival für improvisierte Musik. Ob Michalke künstlerischer Leiter bleibt oder sein Vertrag aufgelöst wird, darüber entscheidet der Aufsichtsrat. In der vergangenen Woche teilte die Moers Kultur GmbH lediglich mit, es solle ein parteiübergreifender Konsens für die Zukunft des Jazz-Festivals gefunden werden.
Zu dem viertägigen Jazz-Festival waren in diesem Jahr 12.000 Besucher gekommen. Zu den Förderern gehören Land und Bund. Die Festivalhalle am Solimare, in der 2000 Besucher Platz haben, sei an allen Tagen ausverkauft gewesen, erklärten die Veranstalter. Ebenfalls sehr gut besucht gewesen seien die Solo-Konzerte in der Stadtkirche und in der „Röhre“ sowie die Spielorte der „morning sessions“. Auf dem Programm des 45. internationalen Jazz-Festivals standen von Freitag bis Montag 26 Konzerte.
„grenzenlos gut“ – das 45. moers festival an Pfingsten war ein Festival voller musikalischer Gegensätze und Grenzüberschreitungen, ein Festival mit vielen Höhepunkten und besonderen Entdeckungen. „Die gut 12.000 Besucher bei 26 Konzerten und den vormittäglichen morning sessions reagierten begeistert und teils mit Standing Ovations auf die große Bandbreite des aktuellen musikalischen Schaffens, die Reiner Michalke in seinem elften Jahr als künstlerischer Leiter zusammengestellt hatte“, hieß es.
Besonders der Pfingstsonntag zeigte, dass Genregrenzen weder für das Programm noch für die Begeisterung des Publikums eine Rolle spielen. Die Premiere von Tim Isforts „Zapptet“ wurde genauso gefeiert wie Medusa Beats, David Virelles „Mbókò“, Warped Dreamer und Dawn of Midi, die letzte Band Moon Hooch riss alle von den Stühlen. Weitere Höhepunkte der vier Festivaltage waren die Premiere von Carolin Pooks „pezzettino 8“ zu Festivalbeginn, Jeremy Flowers „The Real Me“ mit Carla Kihlstedt und dem EOS Chamber Orchestra sowie Harriet Tubman & Cassandra Wilson am Samstag, Hauschka & Kosminen und Becca Stevens & Jacob Collier am Montag.
Die Besucherzahlen insgesamt waren trotz anfänglicher Befürchtungen – erst am 10. März 2016 stand fest, dass das diesjährige Festival stattfinden wird – deutlich besser als im Vorjahr. Die knapp 2.000 Menschen fassende Festivalhalle am Solimare, die zum dritten Mal Spielort des moers festival war, war an allen Tagen bis auf den letzten Platz besetzt. Die SoloKonzerte in der Stadtkirche und in der „Röhre“ sowie die Spielorte der „morning sessions“ waren ebenfalls sehr gut besucht. In der Stadtkirche gab es ebenfalls bei allen Konzerten Standing Ovations.
Das renommierte Jazzfestival hat nach Einschätzung des Geschäftsführers der Moers Kultur GmbH, Dirk Hohensträter, im vergangenen Jahr ein Minus von rund 300.000 Euro gemacht. Für das laufende sowie für das vergangene Jahr hatte die Stadt Moers hatte eine Bürgschaft in Höhe von knapp 420.000 Euro übernommen. Über die weitere Zukunft des Festivals müsse noch geredet werden, ebenso über die Frage, wie es zu der finanziellen Schieflage kommen konnte, hatte die Stadt erklärt. Jahr für Jahr kommen zu dem Festival rund 12.000 Menschen an den Niederrhein.