Von Dylan Akalin
Ausverkauftes E-Werk in Köln. Das schafft nicht jeder Künstler aus der Bluesrockszene. Larkin Poe schon. Das Duo, bestehend aus den Schwestern Rebecca und Megan Lovell, ist für ihre einzigartige Mischung aus Blues-, Rock-, Folk- und Roots-Musik bekannt. Einst waren die Schwestern aus Georgia mit Countrymusik erfolgreich, und das hört man immer wieder durch, aber der ungewöhnliche Austausch zwischen Rebeccas Leadstimme und Rhythmus-Gitarre und den hinreißenden Lapsteel-Gitarren-Sounds machen aus Larkin Poe und ihren bluesigen Roots-Rock etwas Besonderes, ja, Unverwechselbares.
Kein Wunder also, dass sich die Halle füllt, und mit auffallend vielen sehr jungen Leuten übrigens. Mit dem Opener „Strike Gold“ hat die Band, zu der noch Bassist Tarka Layman und Schlagzeuger Kevin McGowan gehören, gleich Gelegenheit ihre Dynamik unter Beweis zu stellen. Die Lapsteel-Gitarre pflügt sich durch die kräftigen Riffs, Bass und Gitarre kennen nur eine Richtung: vorwärts, dazu singt Rebecca mit einer so dreckigen Bluesstimme, die in jeder Spelunke Kentuckys für Respekt sorgen dürfte.
Leichte Kritik geht an dieser Stelle an den Mann am Mischpult, der offenbar zu sehr damit beschäftigt ist, Handyfotos zu machen. Aber das Mikro der Leadsängerin ist eingestellt, als würde sie in eine Blechdose schreien. Zwischendurch bessert sich das, aber bei „Back Down South“ empfand ich das extrem, insbesondere im Akustikteil hört man, was für eine bärenstarke Stimmpräsenz diese Frau wirklich hat.
„Kick The Blues“
Beim herausfordernden „Kick the Blues“ muss ich an die Szenen in Filmen wie „The Blues Brothers“ und „Roadhouse“ denken, wo Bands im Redneck-Territory in Bars hinter einer Maschendrahtwand spielen und die Musiker mit Flaschen beworfen werden. Nein, nicht, dass ich das Bedürfnis hätte, die Band hier in Köln mit Unrat zu bewerfen. Aber die Rauheit der Musik hat eine ungemein ehrliche Ausdruckskraft.
Keine Frage: Da stehen außergewöhnliche musikalische Talente auf der Bühne. Rebecca und Megan Lovell sind hochqualifizierte Musikerinnen. Auch wenn sie andiesem Abend nicht so häufig ihre Instrumente gewechselt haben, wissen wir doch vor allem aus den zahlreichen Videos auf Facebook, dass sie mehrere Instrumente spielen, und diese Musikalität, die es ihnen erlaubt auch Songs anderer Künstler ganz neu in ihrem Stil zu interpretieren, ist ein wesentlicher Teil dessen, was sie auszeichnet. Später hören wir etwa Elton Johns „Crocodile Rock“ in einer verbluesten Akustikversion. Große Klasse.
Referenz an die Allman Brothers
Jetzt aber stehen sie auf der Bühne vor einer von der Leinwand brennenden gelb-roten Sonne, beide ganz in Weiß gekleidet, und treiben sich gegenseitig bei „Summertime Sunset“ an – und lassen den Song dann in das wunderschöne Instrumental „Jessica“ von The Allman Brothers Band münden, wobei sie das Hauptthema unisono spielen.
Der Country durchsetzte Song „Georgia Off My Mind“ ist ihrer Heimat gewidmet. „Ich tausche meine süße und einsame Vergangenheit aus /Für einen mit Strasssteinen besetzten Himmel“, heißt es da so wunderschön. Die Rockadaption und ungewöhnliche Bearbeitung von Son House‘ „Preachin‘ Blues“ beginnt mit psychedelic Sounds, die den Saal füllen, während hinter der Bühne der Vollmond seine Magie ausstrahlt. Unisono gespielte Melodielinien und stampfende Rhythmen bestimmen „She’s a Self Made Man“, Countryfeeling gibt es dann wieder bei „Mad as a Hatter“, bevor dann das Akustikset mit drei Stücken beginnt.
Die Band kuschelt sich dafür um ein Mikro herum. Sie wollten den Fans mal zeigen, wie bei ihnen zu Hause die Musik am Küchentisch entstehe, erklären sie. Einfach hinreißend. Und das bis zum Schluss, als dann noch „Holy Ghost Fire“, „Bad Spell“, die AC/DC-Nummer „Wanted Woman“, „Bolt Cutters & The Family Name“ und „Deep Stays Down“ als Zugabe folgen.
Die Fans haben jedenfalls alles bekommen: Die harmonischen und gefühlvollen Gesangsdarbietungen der Schwestern, die ihren Liedern Tiefe und Emotion verleihen, diese ungewöhnliche Genre-Fusion, bei der dieses Gebräu aus Blues, Rock, Country und Folk ein ebenso nostalgisches als auch zeitgenössisches Flair erzeugt und nicht zuletzt ihre sympathische Bühnenpräsenz: Ihre Live-Auftritte sind für ihre Energie und Begeisterung bekannt. Das Charisma und die Leidenschaft der Schwestern auf der Bühne haben für eine fesselnde und unvergessliche Show gesorgt.
The Sheepdogs
Zuvor eröffnete eine wunderbare Band den Abend. The Sheepdogs, eine kanadische Rockband aus Saskatoon, Saskatchewan, begeisterte das Publikum wirklich. Es kommt nicht oft vor, dass eine Vorband derart gefeiert wird. Zu Recht. (Ich habe mir hinterher zwei Platten der Band gekauft.)
Die Sheepdogs präsentierten ihren klassischen Retro-Rock-Sound, der an ikonische Bands wie The Allman Brothers und Lynyrd Skynyrd, bisweilen auch an Creedence Clearwater Revival erinnert. Ihre Musik wurzelt im Rock der 1970er Jahre, und so bietet das Septett ein nostalgisches und authentisches Rockerlebnis in einer zeitgenössischen Musiklandschaft, die von verschiedenen Genres dominiert wird.
Die zum Teil vierstimmigen Harmonien der Band sind ein herausragendes Merkmal, das sie auszeichnet. Ihre Gesangsarrangements und Harmonien wiederum könnten ebenso von Bands wie The Eagles und Crosby, Stills, Nash & Young sein und schaffen eine warme und einladende Klangatmosphäre. Frontmann Ewan Currie, der Haupt-Songwriter der Band, hat den gitarrengetriebenen Blues-Rock-Stil der Band mal als „reine, einfache, gute Musik“ beschrieben.
Gitarrist Ricky Paquette überzeugt
Kann man so beschreiben. Die Show ist jedenfalls energiegeladen und mitreißend. Currie selbst ist ein präsenter Sänger und Gitarrist, Ricky Paquette, seit einem Jahr dabei, aber prägt mit seinem fantastischen Gitarrensound und Soloeinlagen für besondere Highlights. Der talentierte Musiker unterzeichnete einst mit nur zwölf Jahren seinen ersten Plattenvertrag – und sorgte seitdem auf den Blues-, Jazz- und Rockbühnen für Aufsehen. Er ersetzte letztes Jahr Jimmy Bowskill.
Die Sheepdogs erlangten große Aufmerksamkeit im Jahr 2011, als sie den „Choose the Cover“-Wettbewerb des Rolling Stone-Magazins gewannen, was zu einem Feature auf dem Cover des Magazins führte. Dies verhalf der relativ unbekannten Band zu größerer Anerkennung.
Was die Band, alles tolle Musiker, ausmacht, ist ihre Authentizität. Das Bodenständige spiegelt echtes Geschichtenerzählen wider. Ihre Fähigkeit, die Essenz des klassischen Rock einzufangen und ihm gleichzeitig ein zeitgenössisches Flair zu verleihen, und das alles mit beeindruckender Musikalität, starken Gesangsharmonien und einer bodenständigen Einstellung, haben das Kölner Publikum jedenfalls erreicht.