Von Dylan C. Akalin
Jeder Mensch hat diesen Sehnsuchtsort. Einer ist Manhattan Beach, diese kleine Perle im Westen von Los Angeles. Wenn der Tag zur Neige geht und die Menschen die Lokale und Bars an dem Manhattan Boulevard mit Blick auf den Pier bevölkern, eiskaltes Bier oder einen Caipirinha trinken, dann legt sich eine Leichtigkeit auf die Seele, die sich zeitlos anfühlt. In solche Sehnsuchtsorte versetzt die US-amerikanische Pop-Rockband OneRepublic ihre gut 7000 Fans am Dienstagabend auf dem KunstRasen. Und das schon mit dem Opener „Stop and Stare“.
Die Gruppe ist bekannt für eine gute Kombination aus prächtigen Hymnen, der charismatischen Bühnenpräsenz ihres Frontmanns, Sängers und Komponisten Ryan Tedder (44) und fesselnden visuellen Elementen. Tedder verblüfft mit einer Singstimme, die so sicher rüberkam mit diesem leicht rauen Schmelz im Abgang, den man von den Alben kennt, und mit der er eine beeindruckende Range bis in hohen Lagen beherrscht. Ziemlich cool, dass er es sich nicht in der Comfort-Zone bequem macht, sondern jede vokale Hürde nimmt. Und das ziemlich lässig.
Entspannte Partystimmung
Also von Minute eins an ist entspannte Partystimmung angesagt, die das Publikum trotz grauer Wolken und ein paar Regentröpfchen mit Leichtigkeit zum Tanzen und Mitsingen bringt. Ryan Tedder, der als einer der erfolgreichsten Songwriter der letzten Jahre gilt, hat ein Gespür dafür, britische Popeleganz mit der Unbeschwertheit eines amerikanischen Schmelztiegels zu vereinen. Kein Wunder also, dass sich einige der erfolgreichsten Acts der Musikbranche, darunter Lady Gaga, Leona Lewis und Beyoncé, an den Mann aus Tulsa, Oklahoma wandten.
Die Musik von OneRepublic legt sich über das Publikum wie ein wohliger Tropenregen, die Texte beschreiben Szenen wie aus einem Videoclip dazu laufen über die LED-Wand Bilder von Surfern, Blüten in wohligen Farben Wolkenansichten oder einfach beruhigende geometrische Figuren. Das Video „Stop and Stare“ hat ja eine mehr als eine Minute lange Vorgeschichte bevor der Song beginnt. Die Bilder von der Wüste sind im Kopf, von dem abgeranzten Motelzimmer. Das schöne Cello-Intro verrät, dass nun „Secrets“ kommt. Alle Songs haben diesen tiefgehenden Ohrwurm-Charakter. Sie lassen uns nicht abrocken, aber in uns gekehrt tanzen und uns wiegen. Ja, es ist Wohlfühlmusik, und zwar im besten positiven Sinne.
Ryan Tedder, der kalifornische Junge von nebenan
Tedder trägt ein schwarzes Käppi, unter der die blonden Haare hervorlugen, eine große Sonnenbrille und ein Hemd mit Drachenmuster. Mit den schwarzen Hosen, die bis zu den Knöcheln reichen und den weißen Turnschuhen sieht er aus wie der kalifornische Junge von nebenan. Die Show geht mit dem sommerlichen „Good Life“ und mit „Secrets“ weiter. Die Band ist glänzend aufgelegt, Geige und Cello sorgen für eine akustische Breite. Irgendwie hat man das Gefühl, jeder Song war ein Hit.
Der bahnbrechende Hit der Band, „Apologize“, war sicherlich einer der offensichtlichen Höhepunkte – sowohl wegen der Bedeutung des Songs für die Karriere der Band als auch wegen der erstaunlichen stimmlichen Fähigkeiten des exzentrischen Hauptdarstellers der Band, der irgendwie immer in Bewegung zu sein scheint. Den Klassiker singt er am Klavier.
Ein weiteres Highlight ist ein Medley, Ryan nennt es einen „Karaoke-Mix“ aus sechs Songs, die er für Rihanna („Halo“), Leona Lewis („Bleeding Love“), Ellie Goulding („Burn“), Maroon 5 („Love Somebody“) und die Jonas Brothers („Sucker“) geschrieben hatte – allesamt Welthits aus Ryans Feder, die ständig im Radio laufen.
Nach dem schönen Kygo-Cover „Lose Somebody spielte die Band den frischen Song „Runaway“, ein neuer Song von Ryan Tedder mit dem den typischen OneRepublic-Sound. Als ein melodischer Pfiff aus den Lautsprechern ertönte, wusste jeder Fan, dass „I Ain’t Worried“ kommen würde. Auf der großen LED-Wand auf der Bühne sehen wir Filmausschnitte aus dem Film „Top Gun – Maverick“, für den der Song geschrieben war.
Nicht fehlen durften auch die Songs „Counting Stars“, „Sunshine“ und „If I Lose Myself“, mit dem das Konzert nach gerademal anderthalb Stunden relativ abrupt beendet wurde. Schade, man hätte gerne mehr von den Hits gehört und sich weiter fallengelassen in dieser Musik, die sich wie flockige Blüten anfühlt.