Von Cem Akalin
Erinnerungen an Bochum werden wach. Das war 1987 im Ruhrstadion, und Peter Gabriel kam mit Youssou N’Dour und seiner bunten Truppe. Aber was beeindruckte, war seine Bühnenpräsenz und wie er sich von den beweglichen Scheinwerfern wie von lebendigen, fremdartigen Tieren auf der Bühne einkreisen ließ. Jetzt also in Düsseldorf. Auch hier spielt er mit den Lichttieren, die ihn wie Roboter mit ihren leuchtenden Augen und langen Hälsen umkreisen. So wie in Bochum liegt Gabriel auf der Bühne während er „Mercy Street“ singt und die merkwürdigen Wesen beugen sich über ihn, als wollten sie ihn beschützen.
Peter Gabriel hat auch mit 63 Jahren immer noch das Charisma, das ihn schon als junger Mann so faszinierend machte. Auf seiner „Back To Front – ,So‘ Live Tour“ zeigt der frühere Genesis-Frontmann, dass er immer noch zur ersten Garde des Rockzirkus gehört. Das Programm, das Gabriel „wie ein Essen“ ankündigt, lässt Fans mit der Zunge schnalzen: Er führt sein bahnbrechendes „So“-Album komplett auf, und dann auch noch mit dem Original-Line-Up von 1987. Da sind also der legendäre Tony Levin mit Bass und The Stick, David Rhodes (Gitarre), David Sancious (Keyboards und Akustik-Gitarre) und der fantastische Drummer/Percussionist Manu Katché. Die Backgroundsängerinnen Jennie Abrahamson und Linnea Olsson sorgen für den vollen stimmlichen Rund-um-Sound. Beim Duett „Dont‘ Give Up“, im Original von Kate Bush, kann Abrahamson so überzeugen, dass sie die 10.000 Fans richtig feiern.
Der erste Teil des Konzerts bleibt komplett akustisch. „Playing For Time“, „Come Talk to Me“, das eigentlich sehr dynamische „Shock the Monkey“ und „Family Snapshot“ in reduzierten Arrangements – nur seine Stimme, das Piano und Tony Levin am Bass. Sogar das Saallicht bleibt an, ein wenig irritierend, weil es wie eine Probe wirkt, wie ein familiäres Zusammenkommen.
Dann gibt es mit „Digging In The Dirt“ die volle Dröhnung, gefolgt von „No Self Control“ und „Solesbury Hill“. Sehr intim gerät „Why Don’t You Show Yourself“. Dann komplettieren alle neun Stücke von „So“ den Abend, darunter „Sledgehammer“, mit dem Gabriel damals auch Video-Geschichte schrieb, und „In Your Eyes“.