Das Jazzfest Bonn 2016 ist zu Ende: Eine Bilanz der wunderbaren Musikreihe

FOTOS: JFB/Szymanski

Das Jazzfest Bonn 2016 ist zu Ende. Das waren elf ausverkaufte Doppelkonzerte in zwei Wochen, die rund 5000 Besucher besucht haben. Was bleibt hängen?

Von Cem Akalin

Was bietet das Jazzfest Bonn? Erst einmal ist es eine hervorragende Gelegenheit für Jazzfreunde, viel Neues zu entdecken und vor allem Künstler zu erleben, die es sonst in dieser geballten Form nicht geben würde. Vor allem nicht in dieser Region. Das Konzept der Doppelkonzerte von Jazzfest-Macher Peter Materna ist in diesem Jahr weitgehend aufgegangen. Er hat bei der Wahl der Paarungen in diesem Jahr ein sehr kreatives wie sensibles Händchen bewiesen. Mir hat es jedenfalls gefallen, vor allem, weil hinter dem Programm wieder einmal ein intelligentes Konzept steckte. Es war ein Konzept eines vom Jazz überzeugten Musikliebhabers. Und das ist wohl das Geheimnis des Erfolgs dieses Jazzfests: Es steckt voller Liebe zum Detail, Materna ist nicht auf einer akademischen Mission, wie es manche andere deutsche Jazzfestivals zumindest den Anschein machen zu sein. Materna macht ein Jazzfest für Leute, die gute Musik zu schätzen wissen, die bereit sind, sich für Neues zu öffnen.

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Experimentellen Jazz anzubieten, ist für Veranstalter immer ein Wagnis, aber eines, das sich lohnt. Für mich eines der Highlights dieser Jazzfestsaison: das Konzert des norwegischen Duos Sidsel Endresen & Stian Westerhus. Auch wenn so mancher den Saal in der Brotfabrik verlassen hat, die beiden Künstler waren eine absolute Bereicherung. Deshalb die Bitte, auch in Zukunft solch ungewöhnliche Musiker nach Bonn zu holen.

Jazz hat ja sehr viel damit zu tun, sein Innerstes offenzulegen. Zumindest merken die Zuschauer, und Bonn hat ein sehr fachkundiges Publikum, wenn Musiker sich nicht ganz hingeben. Aus dieser Perspektive betrachtet, gab es für mich einen weiteren Edelstein in der Kette des Jazzfest: das wunderbare Duo Dave Liebman & Richie Beirach. Klar, man weiß, dass da zwei Legenden der Jazzgeschichte ins Beethovenhaus kommen. Aber was für ein Zusammenspiel, was für eine Offenbarung! Das Publikum ließ den Saxophonisten und den Pianisten, die mit einer so unangestrengten Eleganz und respektvollen Hingabe spielten, nicht ohne zwei Zugaben gehen.

Was bleibt noch hängen von diesem Fest für Ohren, Herz und Seele? Antonio Sanchez natürlich mit seinen energiegeladenen Kompositionen und seiner offenen Präsenz, Unbedingt Vijay Iyer, der Harmonien wie einen Fächer aufklappt und uns das Innerste der Musik präsentiert, die sympathischen Fuhr Brothers mit ihrer Frischzellenkur für die Musik des German Jazz der Nachkriegszeit, das Bundesjazzorchester mit seinem ungewöhnlichen Programm und den wunderbaren jungen Musikern, von denen sicher noch zu hören sein wird.

Negatives? Ja, es gab auch Dinge, die man kritisch sehen muss. Das Haus der Geschichte und die Aula der Uni Bonn sind für Vokaljazz nicht geeignet. Das mussten Lisa Bassenge und Bettye LaVette erfahren. Ansonsten: Alles richtig gemacht, Peter!