Patti Smith erhält den 6. Internationalen Beethovenpreis 2020 in Bonn

Patti Smith am Kölner Dom 2018 FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Von Dylan Cem Akalin

Beethoven, verriet sie bei ihrem Konzert auf dem KunstRasen in Bonn vor acht Jahren, sei der Lieblingskomponist ihres verstorbenen Mannes Fred Sonic Smith gewesen. Sie sei schon viermal im Beethoven-Haus gewesen, und der Beethoven-Kopf, den sie einst für Fred mitbrachte, stehe jetzt auf dem Klavier ihrer Tochter: „Ich sehe ihn jeden Tag“, sagte Patti Smith, die auf ihrer Tour im vergangenen Jahr aus Beethoven-Briefen rezitierte.

Jetzt bekommt die 74-jährige US-amerikanische Sängerin, Schriftstellerin, Aktivistin und Künstlerin den Internationalen Beethovenpreis 2020 – im Jahre des 250. Geburtstages von Ludwig van Beethoven. Das gaben am Dienstag Torsten Schreiber und Andreas Loesch bekannt, die den Internationalen Beethovenpreis für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion initiierten und zum sechsten Mal vergeben. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Verleihung kann coronabedingt erst zu einem späteren Zeitpunkt, voraussichtlich im Rahmen ihres Gastspiels am 7. Juni 2021 auf der Insel Grafenwerth in Bad Honnef, stattfinden.

Veranstalter Ernst Ludwig Hartz freut sich für die Würdigung der Künstlerin, die er schon mehrfach in die Region geholt hat. Es gebe noch Tickets für das Konzert auf der Insel Grafenwerth am 7. Juni 2021, sagte er. Patti Smiths Konzert findet im Rahmen des Festivals „Lieder.Freude.Miteinander“ statt, das die Stadt Bad Honnef anlässlich des Beethovenjubiläums BTHVN 2020 mit Unterstützung der BeethovenjubiläumsGmbH statt.

Patti Smith ist eine Aktivistin

„Sie ist eine Aktivistin – mit ihren Büchern, ihren Liedern und ihrem Leben. Sie tritt zeitlebens für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung, Inklusion und für den Klimaschutz ein. Sie gab und gibt unzählige Benefiz- und Protestkonzerte – für die Opfer der AIDS-Krankheit, für die Demokratiebewegung in den USA, im Wahlkampf für demokratische und grüne Kandidaten“, heißt es in der Begründung der Beethoven Academy.

Smith nahm an den ersten Protesten gegen den Irakkrieg teil, sprach vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen und schrieb zahlreiche Protestsongs: „Without chains“ etwa schrieb sie für Murat Kurnaz n Deutschland geborener und aufgewachsener türkischer Staatsbürger, der von Januar 2002 bis August 2006 ohne Anklage im Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base festgehalten wurde. „Peacable Kingdom“ widmete sie Rachel Corrie, Aktivistin der pro-palästinensischen International Solidarity Movement.

Unterzeichnerin des „Beethoven Pastoral Project“

Patti Smith gehört zu den Unterzeichnern des „Beethoven Pastoral Project“, das im Juni anlässlich des Weltumwelttages von der Beethoven-Jubiläums GmbH „BTHVN2020“ und den Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde, um sich im Sinne des Komponisten für Umwelt- und Klimaschutz stark zu machen. Die Deklaration ist eine Absichtserklärung von Künstlern, Musikern und Kreativen aus der ganzen Welt, ihre Arbeit in den Dienst einer umweltverträglichen Gesellschaft zu stellen.

Patti Smith mit Joan Baez am Kölner Dom 2018 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Smith, die in ihren Erinnerungen „M Train“ über wahnsinnig viele Künstler und Wissenschaftler wie Alfred Wegener schwärmt, ist eine Künstlerin, die mit Leidenschaft Einflüsse über alle Grenzmarken hinweg aufsaugt. Sie liebt die Doors und hält Maria Callas für „eine der ausdrucksstärksten Stimmen aller Zeiten“. Und vermutlich steht ihr die Musik von Bach näher als die von Beethoven, zumindest lassen ihre Erinnerungen diesen Schluss zu und ihr Traum, auch „etwas Bleibendes wie die Kaffeekantate von Bach“ zu schreiben.

Patti Smith ist eine Künstlerin, die Hoffnung verbreitet, und es ist immer klar, wofür diese Frau steht. „I believe everything we dream/can come to pass through our union/ we can turn the world around/we can turn the earth’s revolution”, heißt es in „People have The Power“. Und als sie vor zwei Jahren am Kölner Dom auftrat beschwor sie die Gemeinde mit einer Leidenschaft, wie es einer Bürgerrechtlerin geziemt: „Unsere sogenannten Führer nehmen uns die Brüderlichkeit, tun alles, um die Gesellschaften zu spalten“, rief sie. „Deshalb singe ich für jene, die leiden, die auf der Suche nach einem Platz für ihr Leben sind.“ Ihren eigenen, so scheint’s hat sie längst gefunden.

Zu den Initiatoren des Beethovenpreises:

Der Internationale Beethovenpreis für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion wird getragen von der Beethoven Academy. Er wurde ins Leben gerufen vom Intendanten der Beethoven Academy Torsten Schreiber, sowie vom Präsidenten des Festivals Junger Künstler Bayreuth, Andreas Loesch, der ebenfalls Gesellschafter der Academy ist. Weitere Gesellschafterin der Beethoven Academy ist die Pianistin Martha Argerich.

Die Beethoven Academy wurde am 13. März 2016 gegründet. Sie hat die Leitlinien Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion. Im Kontext dieser Leitlinien organisiert sie Kulturprojekte. Neben der alljährlichen Preisverleihung sind dies a) das Programm MUTE (Musik und Teilhabe) mit Konzerten am Krankenbett, für mobilitäts- und mental eingeschränkte Menschen und anderen Gruppen, denen der Zugang zu Musik erschwert ist b) Veranstaltungen im Format LET’S TALK BEETHOVEN, die musikalische Darbietungen aus verschiedenen Genres mit Lectures entlang der Leitlinien der Academy verbindet und c) Kulturprojekte in Krisengebieten.

Die Beethoven Academy stellt Ludwig van Beethoven als Sozialutopisten und gesellschaftlichen Visionär in den Mittelpunkt ihrer Arbeit und erweitert mit neuen Konzertkonzepten die Rezeption des Komponisten weit über die übliche Hörerschicht hinaus. Damit hatte sie im Hinblick auf das Beethovenjubiläum 2020 eine Vorreiterrolle übernommen, denn auch die im Sommer 2016 gegründete Beethoven Jubiläums GmbH hat sich u.a. diese Ziele als Programmschwerpunkte des Jubiläums zu Eigen gemacht.

Der Beethovenpreis wird von der Kölner Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Solidaris als Hauptsponsor unterstützt.  Die Solidaris blickt auf eine mehr als 85-jährige erfolgreiche Geschichte zurück und zählt zu den wenigen Unternehmen in Deutschland, die auf die Betreuung gemeinnütziger Träger und Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens sowie der Freien Wohlfahrtspflege spezialisiert sind.

Weitere Unterstützer und Kooperationspartner sind zahlreiche Kulturgesellschaften aus der Region Bonn: Colloquium Humanum Bonn e.V., Johannes-Wasmuth-Gesellschaft e.V., Richard-Wagner-Verband Bonn/Siegburg e.V., Kulturring Bad Honnef e.V., ArtDialog e.V.; KuKuG – Kunst und Kultur Bad Godesberg e.V. u.a.

Die Preistrophäe „Evolute“ in Alabaster gestaltet ein weiteres Mal der Künstler Dirk Wilhelm.