Initialzündung – Fusion aus der Schweiz. Neues Album: „Experience Of Life“

Initialzündung: (v.l.) Pirmin Schädler, Organs/Rhodes, Dominik Eberle, Guitar und Christian Zünd, Drums/Composition FOTO: Bandpromo

Jazzrock aus der Schweiz: Auf neun Instrumentalstücken präsentiert das Trio Initialzündung auf ihrem Album „Experience Of Life“ feinen und anspruchsvollen Jazz mit viel Rock- und Funk-einflüssen. Eingängige Melodien und bodenständige Themen treffen auf kluge Arrangements und virtuose Soli. Initialzündung – das sind Christian Zünd (Drums/Komponist), Pirmin Schädler (Organs/Rhodes) und Dominik Eberle (Guitar).

Von Dylan Cem Akalin

Dominik Eberle ist ein Gitarrist mit klar strukturiertem Spiel. Der Mann spielt so sauber, nutzt jede Note für seinen unmissverständlichen Ausdruck, wie ein Redner, der unbedingt will, dass die Zuhörer seinen Ausführungen folgen können. Pirmin Schädler ist ein Alleskönner, der an der Orgel faszinierende Welten eröffnet, am Rhodes gibt sich der Pianist lyrisch. Und Christian Zünd ist der Dreh- und Angelpunkt der Band, Nicht nur am Schlagzeug. Von dem Drummer sind sämtliche Kompositionen. Es kommt nicht häufig vor, dass einem Drummer die Songstruktur, die Harmonien und Melodiengebung wichtiger sind, als die Stellung des Schlagwerks. Man mag höchstens am Einsatz der rhythmischen Arpeggios der Gitarre erahnen, dass da ein Drummer an den Stücken beteiligt war. Entsprechend elegant und zurückhaltend ist auch sein Spiel an Trommeln und Becken.  Das alles kann diesen Longplayer zu einem Lieblingsalbum machen.

Mir gefällt die Ausgangslage von vielen Stücken. So wie bei „Confidence“. Eine ins Ohr gehende Melodie, an der sich eine musikalische Geschichte erzählen lässt. Eberles Solo ist hier Rockorientierter, auch wenn er meisterlich die Jazz-Licks in die bruchstückhaften Blues-Pentatoniken  einbaut. „Treat Me Like A Guinea Pig“ ist da schon widerspenstiger. Funky Rhythmen zu schrägen Läufen der Gitarre, die bisweilen fast schon in Hendrix’sche Gefilde steigen.

Der Name ist Programm

„Consequence of Increase“ ist noch ein eingängiger, melodischer Fusion-Jazz, „Dirty Harry“ ist da schon rhythmisch anspruchsvoller. Auch wenn das Stück eigenwillig in der Struktur ist, so besteht doch immer ein Groove, der sich immer weiter durchsetzt. Im zweiten Teil bockt die Orgel und peitscht die anderen Instrumente an. „Slow Down“ regt gleich zum Mitsummen ein. Ein wunderbar inszenierter Frühlingssong.

Wenn wir bei Initialzündung über Jazzrock sprechen, dann nicht im Miles Davis’schen Bitches-Brew-Stil, sondern eher Richtung John Scofield, Lee Ritenour, Mike Stern, vielleicht sogar etwa Canterbury. Also durchaus bodenständiger, aber raffiniert ausgekleideter Fusion-Jazz, der immer einen leichten Groove hat, wie gesagt: Musik fürs offene Autoverdeck.

Das ganze Album „Experience of Life“ schafft eine außergewöhnlich luftige und geschmackvolle Jazz-Rock-Atmosphäre. „Der Name ist Programm; die zündende Idee gedacht; Trommeln, Saiten, Tasten; Ergebnis: Zünds Jazztrio, das rockt“, heißt es in der Selbsterklärung der Band. Für Christian Zünd sei ein Traum in Erfüllung gegangen: „Architekt musikalischer Formen, Erbauer rhythmischer Strukturen, Maler pittoresker Melodien zu sein. Authentizität, Bauchgefühl, Zünd-Sein.“

Tatsächlich zeigt Zünd mit seinen Stücken, dass er empfindsame Balladen ebenso zu schreiben beherrscht, wie explosive Punk-Jazz-Nummern. Und das alles wird getragen von einer Lebensfreude und Gelassenheit von drei Künstlern, die nicht nur ihre Musikalität zu einen scheint, sondern auch eine gewisse Ahnung von Glück. Denn die positive Grundhaltung ist sowas wie die Klammer des ganzen Albums, eben die „Lebenserfahrung“.