Diese Leichtigkeit muss erstmal einer hinkriegen. Diese natürliche Dynamik. Hendrik Meurkens ist vielleicht der zurzeit beste Mundharmonika-Spieler im Jazz. Mit seinem Quartett hat er ein ungeheuer elegantes Album vorgelegt. „Cobb‘s Pocket“ ist ein großartiges Ensemble für Leute, die brillantes Ensemblespiel, hervorragende Jazz-Improvisation und tolle Grooves lieben.
Von Dylan Cem Akalin
Was für eine Kapelle! Hendrik Meurkens hat diesmal neben Peter Bernstein (Gitarre) und Jimmy Cobb (Schlagzeug) diesmal einen Organisten dabei, und Mike LeDonne ist einfach spitze an der B-3-Orgel. Beim Opener „Driftin‘“, einer Herbie Hancock-Komposition mit sich im Ohr festnagender Melodie, dominieren allerdings noch das auserlesene Zusammenspiel von Meurkens‘ Mundharmonika und Bernsteins Gitarre, bevor sich LeDonne einmischt.
Zum Set gehören noch Sam Jones‘ „Unit Seven“, Henry Mancinis „Slow Hot Wind“, Slide Hamptons ultra-langsamer Blues „Frame For The Blues“ und Jimmy Van Heusens „Polka Dots And Moonbeams“. Von Meurkens selbst sind drei Kompositionen: die Blues-basierten Kompositionen „A Slow One“ und „Slidin‘“ sowie „Cobb‘s Pocket“, eine besondere Verbeugung vor Cobbs musikalischer Geschichte.
Meurkens ist ein respektvoller, höflicher Bandchef, der sich auf charmante Art zurückhält. Sein Mundharmonikaspiel ist so virtuos, auserlesen und kunstfertig stilvoll, dass man häufig unweigerlich an die swingenden Linien eines Saxophons oder Pianos denkt. Seine Improvisationen sind kultiviert und federleicht. Mag sein, dass die Vielseitigkeit Meurkens da durchschlägt, denn der in Hamburg geborene Niederländer ist auch ein hervorragender Vibraphonist. Meurkens wird im Klappentext zu recht als die wichtigste Stimme auf dem Instrument seit Toots Thielemans bezeichnet.
Hendrik Meurkens ist ist gelungen, die bluesige Wärme der Mundharmonika in den Jazz zu retten. Der 62-Jährige, der seit mehr als 30 Jahren in Rio, New York City und Europa lebt, hat ein paar tolle Latin-Platten eingespielt und kann auf eine fruchtbare Karriere als internationaler Musiker zurückblicken. Er hat mit Buddy Tate, Ray Brown, Herbie Mann, Paquito D’Rivera, Charlie Byrd und vielen anderen zusammengearbeitet.
Egal, ob solo oder beim Spiel von fette Akkorden, LeDonne spielt eine wilde B3, und dabei geht es ihm gar nicht drum, das Biest in dem Tastenungeheuer zu bändigen. Und Jimmy Cobb? Der 90-jährige ist erstaunlicherweise nicht die älteste Jazzlegende, die noch aktiv ist. Cobbs Spiel auf der wunderbaren Sam Jones-Nummer „Unit Seven“ zeigt, wieviel Feuer noch in ihm steckt. Ja, das ist der Mann, der die Trommelstöcke auch auf dem Miles-Davis-Album „Kind of Blue“ gewirbelt hat. Prädikat: exzellent
Tourdates hier