Wow, also wenn das keine Metallica-Fans sind. „Miasma“, der Opener auf dem neuen Album „Mask Of All Misery“ der australischen Band Meshiaak könnte sowas von Metallica sein mit den kurz und fett angeschlagenen Riffs und dem Wechsel zu melodischen Teilen. Mit anderen Worten: ein ganz starkes Metalalbum.
Von Dylan Cem Akalin
Die melodischeren Neigungen von Meshiaak auf „Mask of All Misery“ werden sofort deutlich. Der vierminütige epische Intro-Track scheint zunächst nur eine Verlängerung des Intros zum Debütalbum „Alliance of Thieves“ zu sein. Drei Minuten später und nach einigen spannenden Momenten fühlt sich der Track so grandios an wie Megadeths „Into the Lungs of Hell“.
Vor drei Jahren erschien das Debütalbum „Alliance of Thieves“ des australischen Quartetts. Es war ein Album mit dunklen Untertönen und schweren Grooves – und kam ziemlich gut an. Meshiaak wurde in Melbourne von Danny Camilleri von 4ARM, Dean Wells von Teramaze und dem Bassisten Andrew Cameron gegründet. Mit David Godfrey, der Jon Dette (Impellitteri, Slayer) ersetzt, hat die Band einen neuen Schlagzeuger eingestellt. Der Amerikaner Jon Dette hat die Band aus verständlich logistischen Gründen verlassen – als einziges amerikanisches Bandmitglied hatte er einen ziemlich langen Anfahrtsweg zu den Probem ;).
Unglaublich starker Sänger
Danny Camilleri ist ein unglaublich starker Sänger, der sowohl die Kraft des Metal als auch eine emotional, melodische Komponente einbringt, die aus dem Einerlei der Metalszene heraussticht. Das verbunden mit dieser Metallica-spezifischen Präzession und permanent auf dem Siedepunkt kochenden Energie machen das Album zu einer absoluten Kaufempfehlung für Metalfans, aber auch Freunde des Hardrock, denen der Metal vielleicht ein wenig zu krass auftritt. Denn die Musikalität steht bei dieser Band eindeutig im Stellenwert vor der brachialen Ausdruckskraft.
Camilleri zufolge befasst sich das Album mit vielen persönlichen Überlegungen und Problemen, geht aber auch auf die viel umfassenderen Probleme unserer heutigen Gesellschaft ein. Natürlich geht es auch um den Wahnsinn von Kriegen. „Miasma“ etwa kommt vom altgriechischen Wort für Verschmutzung und bezeichnete vor allem eine „krankheitsverursachende Materie, die durch faulige Prozesse in Luft und Wasser entsteht“ (Enzyklopädie Medizingeschichte). Es war eine Erklärung der Seuchenentstehung mangels Wissens über Bakterien und Viren. Seuchen, so wie Theorie von einst, entstünden über üble Gerüchen. Camilleri greift das auf, um auf die Umweltverschmutzung aufmerksam zu machen. „Jede Regierung oder Behörde muss dieses Problem angehen. Vor allem, weil sie für den Einsatz systematischer Chemikaliensprays und die Ausbreitung von Krankheiten in der Luft, die wir atmen, verantwortlich sind“, so der Musiker.
Und so geht es auch auf dem Titelsong „Mask Of All Misery“ die Reaktion auf „toxische Situationen“. Es geht um falsches Verhalten, um heuchlerische Absichten. In „Bury The Bodies“ besingt Camilleri die inneren Dämonen, die zu Einsamkeit führen.
Verschwörungstheorien enklusive
„City of Ghosts“, „Face of Stone“ und „In The Final Hour“ rennen mit voller Geschwindigkeit durch Heavy-Metal-Riffs mit hymnischen Attitüden. Bei „Doves“ geht es darum, angesichts der Hoffnungslosigkeit große Belastbarkeit und Stärke zu zeigen. Aber die Band scheint sich auch mit etlichen Verschwörungstheorien zu beschäftigen, wie bei „Adrena“. Adrenochrom ist ein Stoffwechselprodukt des Adrenalin und wurde 1952 im Zuge klinischer Studien zum Verständnis der Schizophrenie und deren Bekämpfung näher untersucht. Allerdings geht die Band auf eine verstörende Annahme von an globale Verschwörungen Glaubenden ein, wonach Eliten Das Blut von Kindern extrahieren lassen, um daraus verjüngende Effekte zu erzielen. Solcher Unsinn schmälert den Genuss des Songs.
Das Album endet mit dem Epos „Godless“, einem „persönlichen Song über Manipulation und das Auflösen der Bindung zwischen Empathie und Narzisst, um die Kontrolle über Ihr Leben zurückzugewinnen“, wie die Band erklärt.
Die Stücke hängen inhaltlich zusammen. Ähnlich wie beim ersten Album wird die dystopische Welt beschrieben, die düsteren Szenerien begleiten brachiale Gesänge und mechanische Salven der Drums. Die Düsternis wird aber immer wieder unterbrochen von schleppenden Riffs und starken Power-Metal-Hymnen. Ein Album voller mystischer und dunkler Geschichten zu einer Musik zwischen Melancholie und vorwärts treibenden Liedstrukturen bis zu komplexen Kompositionen.
Rückblende
Rückblende: Die Gründung der Band, deren Name sich aus dem hebräischen Wort für Messias ableitet, geht auf das Jahr 2014 zurück. Damals taten sich im australischen Melbourne einige Meister ihres Faches zusammen, um dem Trash Metal eine gehörige Brise frischen Wind einzuhauchen: Sänger und Gitarrist Danny Tomb (heute: Danny Camilleri) kam von den Thrash- und Groove-Metallern 4ARM, Leadgitarrist Dean Wells war zuvor bei der Progmetal-Band Teramaze, und Jon Dette hatte bei Slayer, Terror und Testament getrommelt. Gemeinsam mit Bassist Nick Walker gründeten sie Meshiaak. Ihr erstes Album „Alliance Of Thieves” enstand unter der Regie des britischen Produzenten Matt Hyde, eines Metal-Experten, der sich unter anderem mit seiner Arbeit für Bullet for My Valentine, Machine Head und Trivium einen Namen machte und für das Slipknot-Album „All Hope Is Gone” (2008) eine Grammy-Nomierung erhielt.