Happy Birthday, Pat Metheny. Der Jazzgitarrist wird 65 und kommt mit neuem Projekt nach Deutschland

Pat Metheny 2015 in Düsseldorf. FOTO: CEM AKALIN

Der Mann mit dem Wuschelkopf und dem konzentrierten Blick hat dem Jazz eine neue Dimension gegeben. Pat Metheny hat der improvisierten Musik eine emotionale Klangästhetik beigefügt, die von universeller Sprache ist. Am 12. August 2019 ist der Gitarrist 65 Jahre alt geworden.

Von Dylan Cem Akalin

„Eines der schönsten Dinge von Musik ist ja, dass sie voller Illusionen ist, dass man Sprachen entwickeln kann, um sie auf die Musik zu übertragen. Was ist Musik? Was passiert da? Sie ist vielmehr als eine Abstraktion, weil sie unbestreitbar und unverzichtbar da ist. Musik ist etwas, das die Zeit verändert, sie anhält, sie zurückfließen lässt. Wenn du Musik machst, dann führt sie dich ganz nah an die existenziellen Geheimnisse heran.“ Das hat Pat Metheny einmal im Gespräch mit J&R gesagt.

Vor 65 Jahren wurde Pat Metheny in  Lee’s Summit, Missouri, geboren. Er wuchs in einem Elternhaus auf, in dem Großvater, Vater und älterer Bruder Trompeter waren, seine Mutter Sängerin. Auch Pat lernte zunächst Trompete, aber wes Montgomery brachte ihn zur Gitarre. Der Großvater war in dieser Gegend gezogen und hatte die Elektrizität dorthin gebracht. Charles und Myrtle Fillmore brachten die Religion und gründeten eine Kirche, die Unity- Church. Damals eine radikale Sache, denn es war zwar eine christliche Kirche, aber eine, die alle anderen Religionen tolerierte. „Die Fillmores und mein Großvater wurden enge Freunde. Die Familien Fillmore und Metheny sind bis heute sehr eng befreundet. Jeden Sommer gibt es an den Sonntagabenden Unity- Band-Konzerte im Park. Mein Vater spielte in der Band, mein Bruder und ich, als wir Kinder waren, auch.“

Musikalische Reise durch die Weiten der USA

Wer die Musik Metheney hört, vor allem die frühen Stücke, denkt unweigerlich an die weiten Landschaften des amerikanischen Westens. „Last Train Home“ ist ohne jeden Zweifel eine  musikalischer Reise durch die Weiten der USA. Was er auf dem Album „Watercolors“ brachte und danach auf dem weißen Album, dieser weite, breite Sound, das hat uns damals in den 70ern einfach nur umgehauen. Seine Musik sei geprägt „von dem Frieden und der Ruhe, die die ersten 17 Jahre meines Lebens in Missouri geprägt haben“, erzählte  Metheny.

„Ich habe immer versucht, in meiner Musik ehrlich zu sein und die Wirklichkeiten meines Lebens darin widerzuspiegeln. Ich habe nie gedacht, dass ich es nötig hätte, mir einen anderen Background zu geben, den man vielleicht als Jazzer gebraucht hätte. Meine musikalischen Helden haben immer sehr klar gemacht, wer sie waren, was ihre Geschichte war. Denn Musik bedeutet im Prinzip, Geschichten zu erzählen. Die überzeugen nur, wenn du ehrlich bist. Und Sound ist dabei ein wichtiges Element. In meinem Fall glaube ich nicht, dass ich nur mit einem Sound auskommen muss.“

Spiel an der 42-saitigen Pikasso-Gitarre

Dieser geniale Autodidakt lehrte mit 18 Jahren an der Universität Miami und in Boston und revolutionierte mit seinem eigenen Sound den zeitgenössischen Jazz, der bislang vor allem geprägt war von Klavier, Saxophon und Trompete geprägt.

Um seine ganze Breite und neue Klangfarbe ausleben zu können, lässt er sich auch schon mal ein Instrument bauen, etwa seine 42-saitige Pikasso-Gitarre. Auch Gitarrensynthesizer setzt er ein, um seine Zuhörer auf ungewöhnliche musikalische Reisen zu schicken. Seinen Stil lieh er Musikern von Joni Mitchell bis zum Free-Jazzer Ornette Coleman aus. Der 20-fache Grammy-Gewinner  spielte mit seinem kongenialen Partner Lyle Mays, mit dem fantastischen Bassisten Jaco Pastorius, mit Charlie Hayden, Herbie Hancock, Dave Brubeck, Mike Brecker, David Bowie, Chick Corea, Nana Vasconcelos, John Scofield, Jack DeJohnette und dem eleganten Drummer Antonio Sanchez.

Sein neues Projekt heißt Side Eye

Jetzt kündigt er mit Side Eye sein neuestes Projekt an. Mit Side Eye schafft Metheny sich eine neue musikalische Plattform, die aus einer stetig wechselnden Besetzung aufstrebender junger Musiker besteht, auf die er verstärkt aufmerksam geworden ist und die ihm besonders am Herzen liegen.

Die Idee zu Side Eye entspringt Methenys eigenen Erfahrungen als Musiker: Bereits in seinen Anfangstagen in seiner Heimatstadt Kansas City profitierte er vom Zusammenspiel mit älteren Musikern. Oft stellte ihn deren fortgeschrittenes Niveau vor echte Herausforderungen, half ihm aber gleichzeitig dabei, sich und sein eigenes Spiel kontinuierlich weiterzuentwickeln. Eine überaus positive Lernsituation, die Pat Metheny nun selbst an eine junge Generation von Musikern weitergeben möchte. Ausgewählt hat er für Side Eye junge Kolleg*Innen, mit deren musikalischer Vision er sich verbunden fühlt.

„Wann immer ich von neuen Namen in der Jazzszene höre, die sich auf mich berufen und meine Platten und Songs als Einfluss auf ihr eigenes Schaffen anführen, lade ich sie zu mir nach Hause ein. Meist ergibt sich dann im Zusammenspiel eine völlig natürliche Verbindung, da sie sprichwörtlich mit meiner Musik aufgewachsen sind. Ihre Art, mit der Komplexität meiner frühen Kompositionen umzugehen, inspiriert mich ungeheuer und gleichzeitig faszinieren mich die Möglichkeiten, mit ihnen neue Musik zu schaffen, die speziell auf sie zugeschnitten ist. Dieses besondere Band Setting ist es, um das es in Side Eye geht.“

Bei der nächsten Deutschlandtournee werden ihn James Francies an Keyboard und Piano sowie Schlagzeuger Marcus Gilmore begleiten.

Pat Metheny Tourdaten

17.05.2020 München Philharmonie
19.05.2020 Stuttgart Liederhalle, Beethoven-Saal
20.05.2020 Dortmund Konzerthaus
23.05.2020 Düsseldorf Tonhalle
24.05.2020, 20:00 Uhr Hamburg Laeiszhalle – großer Saal
29.05.2020 Frankfurt Alte Oper
30.05.2020 Bremen Die Glocke
31.05.2020 Berlin Philharmonie