Die Hit-Maschine Albert Hammond auf dem Roncalliplatz in Köln: Die Fans sind ganz aus dem Häuschen

Albert Hammond auf dem Roncalliplatz in Köln. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Und da steht Albert Hammond plötzlich bei „When You Tell Me That You Love Me“ im Publikum, schüttelt Hände, lässt sich drücken und Selfies machen. Die 1800 Fans auf dem Roncalliplatz in Köln sind ganz aus dem Häuschen. Doch den Song kennen wir doch irgendwie anders… Richtig. Den hat Hammond 1991 für Diana Ross geschrieben. So wie viele andere Hits, die wir an diesem Abend zu hören bekommen.

Von Dylan Cem Akalin

Liebe Künstler, ich muss jetzt mal was loswerden. Die Dramaturgie Eurer Auftritte ist mitunter völlig daneben. Wer stellt die Songs eigentlich so zusammen, wie sie dann auf dem Konzert erklingen? Neulich bei Nick Mason – da spielte die Band doch tatsächlich das Titelstück ihrer Tour als letztes Stück der Zugabe (!). Ach ja, wo wir gerade dabei sind: Zugabe bedeutet, etwas zusätzlich zum regulären Set zu bekommen. Mitunter ist aber auch das Encore Teil der eigentlichen Show. Da lobe ich mir doch Bands wie die Foo Fighters, die ihre zwei, zweieinhalb Stunden Show in einem durchspielen – ohne diese Kinkerlitzchen, rauszugehen und sich dann nochmal auf die Bühne zu holen.

Womit wir also bei Albert Hammond wären. Alle Superhits des Meisters erklingen in den Zugaben: „Nothing’s Gonna Stop Us Now“, „I’m a Train“, „When I Need You“, „It Never Rains in Southern California“, „The Free Electric Band“ und „The Air That I Breathe“.  Da fragen wir uns: Was soll das?

Albert Hammond auf dem Roncalliplatz in Köln. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Schwache Dramaturgie, starke Songs

Das hat mit Dramaturgie wirklich gar nichts zu tun.  Dabei begann das Konzert pünktlich um 20 Uhr eigentlich ganz vielversprechend, auch wenn wir eingemummelt in unseren Regencapes saßen und der Regen geradezu prädestiniert war für „It Never Rains in Southern California“. Stattdessen eröffnete er mit seiner Band den Abend mit dem Superhit des Jahres 1974 „Everything I Want to Do“ und dem in 1975 erfolgreichen, umweltkritischen „Down by the River“.

„Rebecca“ sei ein Song, den er für eine hinreißend schöne Frau geschrieben habe, die er mal im Playboy-Club kennengelernt habe, erzählt er. Ja, die Songs, die Melodien, die kennen wir fast alle, wenn auch nicht immer von ihm. Aber der mittlerweile jugendliche 75-Jährige ist sowas wie eine Hitmaschine. „Don’t You Love Me Anymore“ schrieb er für Joe Cocker, „Little Arrows“ war 1969 sein erster Welthit, gesungen hat ihn damals Leapy Lee. Den Schlager mit dem leichten Countrytouch kenne ich aber vor allem als „1000 rosarote Pfeile“, gesungen von Caterine Valente. Er lief auf einer Mahagonie-Musiktruhe bei meinen Eltern…

Erstaunliche Leichtigkeit

Albert Hammond auf dem Roncalliplatz in Köln. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

„Freedom Come, Freedom Go“ ist ein harmloser kleiner Popsong, den The Fortunes berühmt gemacht haben. „Gimme Dat Ding“, das Hammond 1970 für The Pipkins komponiert hatte hat so einen lustigen, leichten 20er-Jahre-Ragtime-Touch, und Hammond singt ihn an diesem Abend mit erstaunlicher Leichtigkeit. Nach gut einer halben Stunde hatte er schon zehn Hits gesungen, klar, sie stammen aus Zeiten, wo die Songs in zweieinhalb Minuten von der Single dröhnten.

Wir hören aber auch unbekanntere Stücke wie „Smokey Factory Blues“, die B- Seite seiner ersten Hitsingle, den Johnny Cash aufgenommen hat, Stark kam „The Day the British Army Lost the War“, weil hier die Band auch nochmal etwas aufdreht, sein Leadgitarrist ein wenig mehr Raum bekommt.

Albert Hammond auf dem Roncalliplatz in Köln. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Und man wundert sich weiter: „One Moment In Time“ (Whitney Houston), „The Air That I Breathe“ (The Hollies), „To All The Girls I’ve Loved Before“ (Julio Iglesias) , „99 Miles from LA“ (Art Garfunkel), „When I need you“ (Leo Sayer), „Nothing’s Gonna Stop us now“ (Starship) .. echt jetzt? Alles von Albert Hammond!

„Thank you, that I’m Still here“

Und weil er so gut drauf ist, spielt er noch ein Stück, das er gar nicht auf der Liste habe, sagt er. Der Lieblingssong seiner neunundneunzigeinhalb Jahre alten Mutter: „Brand New Day“. Und dazu erzählt uns der Brite eine kleine Geschichte von einem spirituellen Mann, der die Leute um ihn eines Tages fragt, was sie denn am Morgen als ersten machten, wenn sie aufwachen. „Zähne putzen“, sagt der eine. „Frühstücken“, der andere. „Wisst Ihr eigentlich, dass jeden Morgen, wenn ihr aufwacht, eine Million Menschen gestorben sind? Das erste, was Ihr nach dem Aufwachen tun solltet, ist Danke zu sagen.“ Und so ruft Hammond hinaus: „Thank you, that I’m Still here.“ Und wie!

Albert Hammond auf dem Roncalliplatz in Köln FOTO: DCA
Albert Hammond auf dem Roncalliplatz in Köln. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Albert Hammond auf dem Roncalliplatz in Köln. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Albert Hammond auf dem Roncalliplatz in Köln FOTO: DCA
Albert Hammond auf dem Roncalliplatz in Köln. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski