Nichts ist so entwaffnend wie ein Lächeln. Ungeachtet der Nationalität oder Sprache – es ist ein universeller Ausdruck für Glück & Freude. Gleichzeitig ist es im modernen Zeitalter vermutlich auch eines der rebellischsten Gesten. In vielen Kreisen gilt heutzutage eine unverfrorene, respektlose oder gar wütende Attitüde als “cool”. Dabei kann ein einziges aufblitzendes Lächeln doppelt so mächtig sein. Wenn der Multi-Platin ausgezeichnete US-Singer- /Songwriter Andy Grammer auf der Bühne steht, dann geht es ihm jedoch nicht darum, nur einfach ins Publikum zu grinsen, sondern darum, die Zuschauer daran zu erinnern, dass jeder Einzelne von ihnen etwas ganz Besonderes in sich trägt.
Diese Momente gehören in gleichem Masse zu seinen Konzerten wie seine Stimme, Gitarre und Klavier. “Ich fordere sie dazu auf, ihr inneres Leuchten zu bewahren! ‚Das ist es, was wir so dringend brauchen. Lasst niemanden jemals euer Licht trüben’,” erklärt er. “Und ich denke, das ist die wichtigste Message, die ich den Leuten an diesen Abenden geben kann. Klar, wenn Du mit einer optimistischen Einstellung durchs Leben gehst, glauben viele, dass Du irgendwie verwirrt bist oder schlichtweg keine Ahnung davon hast, wieviel Schlechtes es in der Welt gibt. Aber ich möchte einfach eine gute Atmosphäre voller Liebe verbreiten – ganz gleich, in welcher Situation sie sich gerade befinden.”
Und die Fans lieben es und zahlen mit gleicher Münze zurück…
Seit Erscheinen seines selbstbetitelten Debütalbums im Jahr 2011 hat Andy Grammer ununterbrochen einen riesen Smash-Hit nach dem anderen geliefert. Bestechend ist dabei nicht nur sein unerhörtes Charisma, sondern vor allem seine exzellente Musikalität und eine enorm hohe musikalische Bandbreite. Es ist ihm gelungen, sechs Mal die Chartspitze zu erobern – jeder einzelne dieser Hits wurde mit mindestens dem Gold-Award ausgezeichnet.
“Keep Your Head Up”, der Song, der ihm den Durchbruch bescherte und auch sein Nachfolger sogar mit Platin. Der 2014 folgende zweite Longplayer “Magazines Or Novels” erreichte ebenfalls den Gold-Status und enthielt neben der vergoldeten Single “Good To Be Alive (Hallelujah)” die Vierfach-Platin-Single “Honey, I’m Good” – ein Song, der darüber hinaus zu einem der bestverkauften Songs des Jahres 2015 wurde. Und die Erfolgsgeschichte riss nicht ab, vielmehr konnte er mit der Veröffentlichung seines Albums “The Good Party” (2017) noch einen draufsetzen: Das überragende Stück “Fresh Eyes” wurde mehr als sagenhafte 500 Millionen Mal gestreamt und knackte ebenfalls die Platin-Marke. Parallel dazu spielte Grammer die ganze Zeit überall und durchweg ausverkaufte Headliner-Shows.
Fürs Songwriting zurückgezoge
Als er sich 2018 fürs Songwriting zurückzog, ermöglichten ihm ein deutlich stärkeres Selbstbewusstsein und ein gesundes Maß an Ehrgeiz, Material auf höchstem Niveau abzuliefern. Anstatt sich zu sehr am Außen zu orientieren, wandte er sich mehr nach Innen.
“Wenn Du noch unbekannt bist, ist es so unglaublich schwer, den allerersten Hit zu landen,” erklärt er. “Es zu wiederholen, wenn Du bereits bekannt bist, ist sogar noch schwerer. Es ist sprichwörtlich eine Achterbahnfahrt und als ich so darüber nachdachte, fand ich heraus, dass es irgendwie cool ist, jedes Mal einen neuen Berg zu erklimmen. Ich erkannte, dass der einzige Weg, im Gespräch und auf dem Radar der Leute zu bleiben, der ist, immer wieder den Weg zurück zu mir selbst zu finden. Und so begann ich, Schicht um Schicht abzutragen und herauszufinden, wer ich wirklich bin. Das ist sehr anregend, denn es geht immer weniger darum, verrückte Dinge zu machen und herumzuexperimentieren, sondern darum, sich wohler mit sich selbst zu fühlen – mit meinem innersten Kern und mit dem, was mich ausmacht.”
Rebellische Seite
Das führt uns auf direktem Wege zu Grammers viertem Longplayer Naive (S-Curve Records/BMG), der einen Wendepunkt zur bisherigen Arbeitsweise darstellt, denn der Aufnahmeprozess für das Album gestaltete sich grundlegend anders als je zuvor: “In der Vergangenheit haben wir die Live-Instrumente nach dem Songwriting hinzugefügt. Dieses Mal sind wir für die neuen Songs ins Studio gegangen, um alle Parts gleichzeitig einzuspielen,” erinnert sich Andy Grammer.
Dann wird es nachdenklich: “Es ist wirklich nicht einfach, heutzutage glücklich zu sein,” stellt der sympathische Künstler fest. “Ich gelte gemeinhin als der ‘Strahlemann’, dessen dunkelste Seite in Gelb leuchtet. Dieses Prinzip habe ich mal auf den Kopf gestellt und so repräsentiert das neue Album nun die Schattenseiten von ‘Gelb’, das sinnbildlich für Fröhlichkeit und Glück steht. Ich habe in Bezug auf Menschlichkeit und das Leben im Allgemeinen immer die rosarote Brille getragen. Natürlich ist mir bewusst, dass es auch hart da draußen zugeht, aber ich möchte einfach nicht zynisch sein. Es ist eine rebellische Geste, mir das Naiv-Sein zuzugestehen: Ich sehe die schlechten Dinge einfach nicht, wenn ich nach dem Guten Ausschau halte.”
“Don’t Give Up On Me”
Die erste Single-Auskopplung “Don’t Give Up On Me” steht ganz im Zeichen dieser besonderen Energie. Es ist die Titelmelodie des bewegenden Kino-Blockbusters “Five Feet Apart” (“Drei Schritte zu Dir”, Kinostart Deutschland: 20. Juni 2019) und ist nicht zuletzt auch aufgrund dessen seit Veröffentlichung bereits 50 Millionen Mal gestreamt und gerade erst in die weltweit wichtigste Spotify Playlist “Today’s Top Hits” aufgenommen worden. Die Welt ist sich bereits jetzt schon darüber einig, dass “Don’t Give Up On Me” ein Hit ist, konnte sich der Song doch in insgesamt mehr als 30 internationalen Märkten in den Spotify Viral 50-Charts platzieren. Der geschmeidige Sound der Akustik-Gitarre und das energetische Klatschen zu Beginn des Songs wird mit Einsetzen des Gesangs noch kraftvoller: “Auch wenn keiner an mich glaubt, werde ich nicht so einfach untergehen. Gib mich nicht auf!”
“Es geht also darum, nicht hinzuwerfen,” sagt er. “Das bedeutet mir wirklich sehr viel, weil ich mir diese entschlossene Hingabe bewahren möchte. Man kann deutlich spüren, wie sich dieser Spirit durch das gesamte Album zieht.”
Das zwar mit marschierendem Stampfen aufwartende, aber luftig produzierte und durch fröhliche Riffs leicht anmutende “Wish You Pain” zum Beispiel hat eine unerwartete, aber schmerzliche Botschaft für alle aufstrebenden Künstler: “Ein junges Mädchen hat mich um einen Rat gebeten,” erinnert er sich. “Ich antwortete aufrichtig und aus tiefstem Herzen ‘Du musst einfach anfangen und Deinen Arsch in die Hand nehmen. Wann immer sich eine Chance bietet, musst Du Dein ganzes Herz in diese eine Sache stecken – und Du musst komplett daran zugrunde gehen.’ Nummer eins – so wirst Du verdammt viel lernen. Nummer zwei – so hast Du etwas, worüber du singen kannst. Du musst Dir in den Hintern treten lassen – so läuft das Spiel. So ist es tatsächlich,” lacht er.
Klavier und Stimme
Zu den stärksten Momenten des Albums zählen Songs, in denen nichts weiter zu hören ist, als Klavier, Stimme und Gitarren-Solo. Dabei ist es vor allem die Reduziertheit und Konzentration auf das Einfache, die den Song kraftvoll machen. Andys außergewöhnliches Talent und Gespür für solche Songs kommt zum Beispiel bei “I Am Yours” oder der Akustik-Version des Titeltracks besonders zur Geltung. “My Own Hero” wiederum zeigt das andere Ende seines musikalischen Spektrums, bei dem ein sanfter Chor von – man könnte fast sagen – einer Art himmlischen Donners begleitet wird.
In “She’d Say” indes geht es um den wohl schwersten Abschied. Inspiriert durch einen schamanischen Rat von Dannion Brinkley sinniert Andy Grammer in diesem Song darüber, was seine verstorbene Mutter zu seiner Tochter sagen würde. Die Melange aus Weltmusik und Pop erfährt gesangliche Unterstützung von Lady Blacksmith Mambazo, die sich Andy ins Studio eingeladen hat. Passenderweise endet der Song mit Worten seiner Tochter.
Beseelt von Glück
“Das alles ist total bizarr, aber auf ganz wunderbare Weise,” lacht Andy. “Meine Frau hat das Telefonat mit Dannion arrangiert. Er ist Autor und wurde bereits zwei Mal von einem Blitz getroffen. Das erste, was er mich fragte, war ‘Wer ist Kathy?‘. Ich sagte, ‘Das ist meine Mutter’. Und er ‘Kathy möchte, dass Du einen Song für Deine Tochter darüber schreibst, was sie ihr gern sagen möchte, weil sie es nicht kann.’ Nachdem ich ihn geschrieben hatte, spürte ich Lady Blacksmith Mambazo auf, als diese in der Stadt waren – meine Mutter ist ein großer Paul Simon-Fan gewesen. Sie haben die Lyrics auf Zulu geschrieben und eingesungen. Es klingt verrückt, aber der Song ist wirklich sehr besonders.”
Wie alles, was Grammer tut, sind diese Momente beseelt von Glück in seiner pursten Form.
“Ich möchte die Menschen ermutigen,” schließt er. “Vor allem wenn das Leben düster erscheint, kann das Gefühl glücklich zu sein, alles von Grund auf verändern. Das größte Ziel ist es deshalb, dem Zuhörer zu erlauben, er selbst zu sein und sich besser zu fühlen.”
Das Lächeln wird nicht enden.