74 wunderbare Minuten: 1500 Fans feiern Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn

Rebecca Lovell erzählt von ihren musikalischen Wurzeln

Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Von Dylan C. Akalin

Rebecca und Megan Lovell sind wirklich ein Phänomen. Es ist nicht nur diese fantastische Performance, ihr Talent, ihrem musikalischen Erbe ein modernes Kleid zu verpassen, ihr Sinn für Melodien und das solistische Moment auf ihren Gitarren. Es ist ihr authentisches Auftreten, diese sympathische Bescheidenheit, die die beiden Schwestern aus Nashville, Tennessee, zu einem Publikumsliebling machen. Dazu kommt noch Rebeccas rauchig, kraftvolle Timbre in der Stimme, die auf dem KunstRasen Bonn am Mittwochabend fantastisch über die Lautsprecher transportiert wird. 1500 Fans feiern Larkin Poe und die Band Rival Sons.

Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Die Band, zu der noch Tarka Layman am Bass und Kevin McGowan am Schlagzeug gehören, startet mit dem Riff-betonten „Summertime Sunset“, zu dem beide Schwestern jeweils kurze Gitarrensoli spielen und den Song in den Allman Brothers Band-Klassiker „Jessica“ überleiten. Etwas Country-Blut fließt durch die Adern von „Kick the Blues“. Bevor sie dann die Son House-Nummer „Preachin‘ Blues“ spielen erzählt Rebecca etwas über ihren Background. Und der ist tatsächlich wichtig, um die Frauen, die da in ihren Jeans auf der Bühne stehen, richtig zu würdigen.

Die Wurzeln der Lovell-Schwestern

Ihre Wurzeln liegen in Tennessee, wo sie geboren wurden, und in Calhoun, Georgia, wo sie aufwuchsen. Als Kinder schwelgten sie im reichen musikalischen Erbe der Region, wie Bluegrass, Country, Rural Blues und Southern Rock. „Wir hatten keine Ahnung, welche Auswirkungen das mal für uns haben könnte“, erzählt Rebecca dem Publikum. Sie nahmen Geigen- und Klavierunterricht und lernten Musiktheorie. Beim Singen im Chor lernten sie Tonhöhe und Harmonie. Sie spielten in Streichquartetten und Symphonieorchestern. Sie gewannen Talentwettbewerbe. Musik lag ihnen im Blut. Heute verstehen sie sich als Botschafterinnen ihres musikalischen Erbes. Und den Job machen sie verdammt gut.

Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Die Slide-Gitarre schafft bei „Preachin‘ Blues“ einen breiten Sound, der bis in den Himmel reicht, das Gitarren-Duett am Ende von „Blue Ridge Mountain“ ist einfach hinreißend, und das Slide-Gitarrensolo bei „She“s A Self Made Man“, das sie allen Frauen im Publikum widmen, spielt Megan am rechten Bühnenrand – der Gitarrensound tanzt, dreht sich und gleitet nur so dahin. Ein echter Ohrwurm ist auch die erst vergangene Woche erschienene Single „Bluephoria“, die heute ihre Live-Deutschlandpremiere feiert. Dieser verzögerte Rhythmus der Riffparts in „Bleach Blonde Bottle Blues“ hat einfach einen irren Reiz, „Southern Comfort“ viele Gänsehautmomente, und „Might as Well Be Me“ hat sich längst zu einem meiner Lieblingssongs entwickelt. Da klingt die Slidegitarre am Anfang fast wie eine Fidel und entwickelt sich im Laufe des Songs zu einer hymnischen Erklärung. Toll!

Allman Brothers-Momente

Allman Brothers-Momente gibt es in den Gitarrenparts zu „Two Step“, beim AC/DC-Cover „Wanted Woman“ gibt Rebecca stimmlich nochmal richtig Gas. „Bolt Cutters & The Family Name“ macht mit einer etwas schrägen Gitarre Lust auf mehr. Aber da ist das Konzert der Band nach 74 wunderbaren Minuten auch schon am Ende.

Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Larkin Poe auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Dylan Akalin