Eddie 9V setzt die Crossroads-Bühne in Bonn unter Strom

Eddie 9V und Band in der Harmonie Bonn. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Der Mann ist gerade mal 27 Jahre alt, aber so abgeklärt wie ein alter Hund aus der Bluesszene — und brachte mit „Capricorn“ Anfang des Jahres sein erstes #1 Billboard Blues Album heraus. Brooks Mason nennt sich Eddie 9V und setzt am Dienstagabend in der Bonner Harmonie die Crossroads-Bühne vom ersten Stück an unter Strom. „Beg Borrow And Steal“ beginnt mit ein paar raffinierten Gitarrenlicks, prägnanten Keyboard-Einsätzen und mehr Soul als Blues. Gleich auffällig als der gutturale Gesang und der rohe Vintage-Sound der Band. „The Come Up“ beginnt mit einer James-Brown-Haltung. Ein süffiger Mix aus Rhythm and Blues und Funk.

„Halo“ singt Eddie mit leicht rauer Kopfstimme (mit kleiner Referenz an Beyoncé im Chorus) und präsentiert hier ein Stück, das durchaus im Stile eines Billy Joel Blues, Rock und Pop vermischt, sogar das Piano-Solo von Chad Mason hätte Billy Joel gefallen dürfen.

Zu den Mitgliedern der aktuellen Band gehören neben Sänger und Gitarrist Eddie 9V, Lane Kelly am Bass, der Eddies Bruder ist. Er produziert und mischt auch die Platten. Das Schlagzeug hat mittlerweile David Green übernommen, Saxofonist Noah Sills war leider nicht dabei, dafür hat Chad Mason am Keyboard durchgängig geglänzt.

„Little Black Flies“

Es ist diese hohe Konzentration an Authentizität, der Reichtum an Ausdruckskraft der Songs und die erstaunliche Vielseitigkeit des jungen Eddie 9V. Bei „Missouri“ scheidet er mit der Stimme geradezu eine Schneise in die dicke Luft der Harmonie, mit viel Hall auf dem Mikro singt er so unerschrocken wie einst James Bellushi als Blues Brother in einer Hinterwäldler-Bar „Street People“. „Little Black Flies“ wiederum hat was von dem Geschichtenerzähler Prince, „Time To Get You Back“ erinnert an Steve Winwood in seiner 80er Jahre-Phase. „Tryin’ To Get By“ wiederum ist ein sparsam arrangiertes Stück mit einem glockenartigen Rhodes-Sound. Und „Yella Alligator“ dürfte doch wohl mit dem einfallsreichen Gesang und diesem mit Blues-Funk benetztem Soul, der bissigen Leadgitarre, dem fetten Bass und dem straffem Schlagzeug von Dr. John beeinflusst sein.

Ja, Eddie 9V hat einiges zu bieten, und Blues-Puristen mögen teilweise vielleicht etwas die Nase über so viele Hybrid-Auswüchse des Blues rümpfen, sie tun Eddie 9V mit seinem lebendigen, genreübergreifenden Konzept aber definitiv Unrecht. Ein klasse Auftritt!