Interview mit KunstRasen-Veranstalter Ernst Ludwig Hartz: Blick nach vorne – Deep Purple, King X

Ernst Ludwig Hartz (l.) und Autor Dylan Cem Akalin. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Die KunstRasen-Saison 2019 in Bonn ging am Sonntag mit einem Rockspektakel der Scorpions zu Ende. 60.000 Besucher kamen zu den 14 Veranstaltungen der Open-Air-Reihe – inklusive des Klassik!Picknicks und der Show „GOP goes Kunst!Rasen“. Mit Konzertveranstalter Ernst-Ludwig Hartz sprach Dylan Cem Akalin.

Herr Hartz, am Sonntagabend ging der achte KunstRasen mit einer furiosen Show zu Ende. Ihr Fazit der Saison 2019?

Ernst Ludwig Hartz: Es war eine schöne Saison mit einigen Highlights, aber leider auch mit etwas Regen… Aber es macht uns einfach Spaß, diese Produktion in Bonn durchzuführen. Was die Scorpions heute Abend machen, hat es in Bonn noch nie gegeben. Das war größer als das was Fanta4, Deichkind oder Santana gemacht haben. Darauf sind wir stolz.

Der Ausfall von Sting war aber schon schmerzlich, oder?

Hartz: Ja, aber krank ist krank. Wir hätten, glaube ich, nichts davon gehabt, wenn er nur mit halber Kraft hätte singen können. Er hat ja insgesamt fünf Konzerte abgesagt. Und für die Fans, die sich so auf das Konzert gefreut haben, tut es mir wirklich leid. Der unglaubliche Vorverkauf – das Konzert war in innerhalb von zweieinhalb Tagen ausverkauft – zeigt, dass die Leute auf Sting gewartet haben.

Wie sieht es für 2020 aus. Können die Bonner hoffen, den britischen Musiker in Bonn zu erleben?

Hartz: Ich habe direkt danach mögliche Termine durchgegeben, da der Künstler ja sagte, er möchte die ausgefallenen Shows nachholen. Ich tue alles mir Mögliche, damit der Künstler 2020 in Bonn auftritt.

Was war denn für Sie persönlich das Highlight?

Hartz: Unbedingt John Fogerty und BAP. Fogerty war sagenhaft gut drauf. Er hat erzählt, er hat mit Leidenschaft gespielt und gesungen, und das kam bei den Besuchern an. Das war eine ganz besondere Verbindung zum Publikum. Zu BAP muss ich eigentlich nichts sagen. Das war ein magischer Abend.

Und der Flop der Saison?

Hartz: Die Konzerte von Walk off the Earth, James Bay sowie das Packet Fortuna Ehrenfeld, Muff Potter und Kettkar sind leider deutlich unter den Erwartungen geblieben. Es hat sich bedauerlicherweise wieder gezeigt, dass es Themen gibt, die in Bonn nicht so funktionieren wie in Köln. Aber ich finde es wichtig, auch solche Konzerte anzubieten.

Warum?

Hartz: Weil sie ein bedeutender Teil der aktuellen Pop- und Rockkultur sind.

Sie haben in diesem Jahr einen Mix aus Pop und Rock, aus internationalen und deutschen Künstlern gehabt. Geht es so weiter?

Hartz: Ja, ich glaube, dass die bunte Mischung einer der Schlüssel des Erfolges sind.

Der KunstRasen scheint bei den Bonnern angekommen zu sein. 6000 kamen zum KlassikPicknick. Das ist schon ein Statement.

Hartz: Unbedingt, die Kooperation mit dem Beethoven Orchester und Dirk Kaftan funktioniert bestens, und Bonner aller Altersschichten kommen dann gerne auf den Kunst!Rasen. Der Termin für 2020 steht übrigens schon fest: es ist der 27. Juni 2020.

BossHoss und Pietro Lombardi sind für 2020 auf dem KunstRasen gesetzt. Lombardi? Wie passt der zum Konzept?

Hartz: Nachdem wir dieses Jahr für die ganz  junge Zielgruppe nichts anbieten konnten, denke ich, passt das auch auf den Platz. Lombardi mag polarisieren. Aber auch er ist ein Teil der aktuellen Popkultur.

Wie viele Konzerte sind noch geplant?

Hartz: Ähnlich wie in diesem Jahr, circa 15 Konzerte im Zeitraum zwischen dem 23. Juni und 16. August 2020. Wir werden die nächsten Termine bis Ende dieses Monats bekanntgeben.

2020 ist Beethoven-Jahr. Haben Sie für das Jubiläumsjahr außer der KunstRasen-Reihe noch besondere Auftritte geplant?

Hartz: Wir haben einige Künstler angefragt und warten auf Antwort, ob sie verfügbar wären. Ich habe aber einige echte Knaller auf der Liste.

Können Sie schon etwas verraten?

Hartz: Dazu ist es noch zu früh.

Es steht sonst noch keiner fest?

Hartz: Wir Veranstalter sind abergläubisch! (lacht)

Na, kommen Sie! Einen werden Sie uns doch verraten können!

Hartz: Na schön. Deep Purple kommen am 10. Juli 2020 nach Bonn.

Sie haben mit Paolo Conte, Chilly Gonzales und Albert Hammond die Reihe „Weltstars auf dem Roncalliplatz“ in Köln fortgesetzt und Joan Baez auf die schöne Insel Gravenwerth geholt. Werden Sie diese Locations weiter bespielen? Gibt es schon konkrete Pläne?

Hartz: Ja, die gibt es. Die Reihe Weltstars auf dem Roncalliplatz geht 2020 in das dritte Jahr, und die Konzerte sind zwischen dem 28. Juli und 31. Juli 2020 geplant. Ich hoffe, im September die ersten Künstler bekanntgeben zu können. Und nach dem Erfolg von Joan Baez auf der Insel Grafenwerth planen wir dort im Zeitraum vom 4. bis 6 Juni 2020 zwei Konzerte. Und jetzt fragen Sie nicht nach den Künstlern. Ich sage nichts mehr! (lacht)

Was steht denn als Nächstes an?

Hartz: Jetzt freue ich mich auf Saga, die am 26. August in der Kölner Kantine spielen, und die amerikanische Progrockband King’s X, die wir für den 15. September nach Köln eingeladen haben. Der Herbst bietet Musikfreunden jedenfalls weitere tolle Konzerte.

Letzte Frage: Sie sind ja selbst auch viel auf Konzerten anderer Veranstalter im In- und Ausland. Was hat Sie in diesem Jahr besonders begeistert? Gab es eine Band/einen Künstler, den Sie unbedingt für Bonn haben möchten?

Hartz: Außerhalb der eigenen Konzerte waren  Neil Young mit Promise of the Real in Amsterdam und Fleetwood Mac, The Cure und Lenny Kravitz auf dem 50.Pinkpop Festival in Landgraaf echte Erlebnisse. Es gibt natürlich noch einige Künstler, die ich gerne nach Bonn holen würde, zum Beispiel John Mayer, David Byrne, Arcade Fire oder Neil Young.

ZUR PERSON

Ernst-Ludwig Hartz, 59, ist seit 1977 als Konzertveranstalter tätig. Er betreute seitdem unter anderem Künstler wie Pink Floyd, Michael Jackson und U2. Er produzierte Festivals wie die WDR Rocknächte oder das Bizarre Festival. Der gebürtige Bad Godesberg lebt in Rüngsdorf.