Glücksfall für das Crossroads Festival: Jessy Martens und The Backyard Band

Jessy Martens and Band FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Was für ein Song! Wenn Jessy Martens „Home“ singt dann zieht sich die Gänsehaut an den Armen kaum noch zurück. Es gibt Stücke, die sind einfach für live geschrieben. „Home“ ist so eines, das sich zum Live-Klassiker der kleinen Hamburgerin mit der so kraftvollen Stimme entwickeln wird. Der Song hat einen leichten Jazzeinfluss und genug Hymne, um auch Gitarrist Dirk Czuya genügend Auslauf für unter die Haut gehende Eskapaden zu geben. Jessy Martens and Band sind ein Glücksfall für das Crossroads Festival in Bonn – auch die Kölner The Backyard Band.

Von Mike H. Claan

Jessy Martens and Band FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Die Band spielt kompakt auf. Da stimmt die Dynamik, die Power, die Czuya, Malte Zill (Bass), Markus Schröder (Keyboards) und Drummer Christian Kolf immer auf stetigem Niveau halten. Die Band schmiegt sich mit ihrem energiegeladenen Spiel ganz an ihre Frontfrau an, die diese Gewalt wie durch einen Trichter in ihrer Stimme konzentriert. Das ist eine richtige Liveband, die ungeheuer präsent und auf den Punkt auf der Bühne agiert. So ein Song wie „Pack of Lies“ ist Jessy Martens wie auf den Leib geschrieben. Was für einen Rotz die Frau in der Röhre hat!

Und „Insanity“ vom aktuellen Album hätte es sowieso verdient, als Dauerbrenner im Radio zu laufen. Was für eine Leichtfüßigkeit! Die ganze Harmonie eine tanzende Woge. „Hush Now“ ist von soulbetonter Beschaffenheit, „Tricky Thing“ erinnert an einen Blues wie von Melody Gardot und Sam Brown. Wunderschön, wie die Martens zeigt, wie smooth sie ihre Stimme zum Schnurren bringen kann. „One Minute Love“ zeigt die fraugewordene James Brown wieviel Dynamik in 1,53 Meter steckt. Ein ganz tolles Konzert!

The Backyard Band FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

The Backyard Band ist in der Köln-Düsseldorfer Szene schon eine feste Größe. Mit „Dead Love“ startet die vierköpfige Gruppe gleich von Null auf Hundert: rauer, mundharmonikabetonter Rock’n’Roll mit extremen Reminiszenzen an die Sixties. So ähnlich könten sich die Stones zu ihren Anfangszeiten auch angehört haben. Moritz Zergiebel (Gesang, Gitarre) und Simon Jay (Bass) sowie die Brüder Sebastian (Gitarre) und Maximilian Kleene (Schlagzeug) machen keine Gefangenen auf der Bühne.

„Addicted To Rock’n’Roll“ ist nicht nur ein Songtitel, sondern Programm. Laut, dreckig, rau wollen sie klingen, und Moritz Zergiebels ungeschliffene Gesangsstimme, seine wilden Mundharmonikaeinlagen passen hervorrand in den äußerst authentischen 60er Rock.