Elise LeGrow: Playing Chess
VÖ: 16. Februar 2018
Label: S-Curve Records
Schon bei den ersten Takten macht sich ein Wow-Effekt in den Ohren breit: Elise LeGrow ist die neue Soulentdeckung von Steve Greenberg, dem Tausendsassa unter den amerikanischen Plattenproduzenten. Der Mann hat schon manche Auszeichnung abgeräumt und arbeitete mit etlichen Künstlern zusammen: den Jonas Brothers, Duran Duran, Nikki Jean, We The Kings, Betty Wright, Tom Jones und vielen anderen. Er gilt als Entdecker von Joss Stone, und man wird den Eindruck nicht los, dass er den gleichen Coup wie damals wieder landen will.
Tatsächlich hat Elise LeGrow etwas von einer Joss Stone. Ihre Stimmfarbe liegt da irgendwo im Raum zwischen ihr, Duffy, der britischen Sängerin Alice Russell und der Belgierin Selah Sue, aber so sehr LeGrows Stimme auch soulig und bluesy ist, steckt da noch eine raue Rock-Qualität darin – etwas, das sie während ihrer Zeit in Rockbands in ihrem Heimatland Kanada erworben hat.
Und jetzt kommt die Kanadierin mit ihrem Debütalbum auf Deutschlandtour. „Playing Chess“ hat sie ihr Erstlingswerk genannt, in Anspielung auf Chicago Chess Records – musikalische Heimat von Künstlern wie Etta James, Chuck Berry, Bo Didley und Muddy Waters. Diese Musiker haben den Blues, R’n‘B, Soul und Jazz maßgeblich geprägt und damit den verdienten Ruf eines der kultigsten Plattenlabels der Geschichte geprägt. Songs aus dem beeindruckenden Back-Katalog des Labels aufzunehmen, wäre selbst für die erfahrensten Künstler ein mutiges Unterfangen. Und das ist vielleicht noch überwältigender, die Songs neu zu inszenieren und neu zu interpretieren. Und genau das hat LeGrow auf ihrem Debütalbum „Playing Chess“ getan.
Bei ihrer Neubearbeitung des klassischen Bo Diddley-Songs „Who Do You Love“ verlässt sie das frenetische Tempo des Originals und präsentiert das grübelnde Stück über eine Beziehungslüge ganz neu. In Zusammenarbeit mit den Grammy-Preisträgern Betty Wright, Steve Greenberg und Michael Mangini ( übrigens dem Team hinter Joss Stones „Soul Sessions“) erweist LeGrow den Kompositionen zwar durchaus Respekt, hebt sie aber durch die Neuinszenierung auf eine Plattform, wo sie auch ein modernes Publikum erreichen.
LeGrow, 1987 in Toronto geboren und im gelernten Beruf Kriminalwissenschaftlerin, traf Greenberg vor zwei Jahren in New York. Gemeinsam hätten sie die Auswahl der Stücke vorgenommen, erzählt sie.
Ihre Liebe zum Rock könnte auch ihre Wahl für Chuck Berrys „You Never Can Tell“ erklären – wurde es doch durch den Streifen Pulp Fiction wieder populär. Und genau da soll es LeGrow zum ersten Mal gehört haben. Aber ihre Version ist auf erstaunliche Weise anders als das Original: Der Rock’n’Roll wird durch einen langsameren und klagenden Soul ersetzt und wird zu einer zarten, düsteren Interpretation – etwas besonders ergreifendes angesichts von Berrys Tod im vergangenen Jahr. „Jedes Mal, wenn ich dieses Lied singe, habe ich das Gefühl, ich würde es noch zu laut singen“, erklärt LeGrow. Ihre abgespeckte Version des exzellenten Doo-Wops „Sincerely“ von den Moonglows und eine elegante Überarbeitung von Fontella Bass ‚“Rescue Me“ runden das aufregende Debüt der jungen Kanadierin ab.
Ein besonderer Coup: Das Album enthält Gastauftritte von den Dap-Kings und auf dem Track „Long, Lonely Nights“ spielen Questlove und Kirk Douglas von The Roots. Der Vater von Questlove, Lee Andrews, schrieb diese Ballade bereits 1965 mit.
Tourdates:
Sonntag 06 Mai 2018 Köln/ Yard Club in der Kantine
Montag 07 Mai 2018 Hamburg / Imperial Theater
Dienstag 08 Mai 2018 Berlin / Auster-Club
Donnerstag 10 Mai 2018 Leipzig / Neues Schauspiel Leipzig
Freitag 11 Mai 2018 München / Einstein