„Afro-Ethno-Jazz-Funk-Groove“: Terrence Ngassa stellt in Bonn sein neues Album vor

Terrence Ngassa FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Terrence Ngassa hat gerade seine CD „Ngassalogy Vol.3“ herausgebracht. Das Album stellt er mit seiner Band am 23. September in der Harmonie Bonn vor.

Von Dylan Cem Akalin

Terrence Ngassa lässt die coole und glorreiche Zeit des Jazz der Ende 50er, 60er Jahre aufleben. Auf „Ngassalogy Vol.3“, dem aktuellen Album, steigt der Trompeter mit einem harmonisch-melodiösen Ansatz ein: eine kleine Melodie, ein kräftiger Bass als Stamm, an dem sich die Musiker festhalten können. Das ist „Johniska“. „Njarabah“ überrascht mit afrikanischem Ethnogesang. „Briquetterie“ ist dagegen in einer dynamischen Fusion-Stimmung aufgenommen, da blitzen Free Jazzige Eskapaden auf, der Bebop ist sicherlich stärker vertreten als der Swing – hinreißend, so wie auch das episch lange „Toupouri“, das in Teilen an Kompositionen von Lester Bowie erinnert: ein Stück, in dem wieder die Liebe zu afrikanischen Rhythmen und Harmonien durchschlägt. Manchmal ist es auch etwas verwirrend, wenn der in Köln lebende Kameruner seine unterschiedlichen Neigungen mitunter recht abrupt einstreut. Jedenfalls lässt Ngassa seine Zuhörer nicht auf einer Welle gleiten.

Er selbst bezeichnet sich als „Vollblutjazzer mit dem Drang, meine Musik mit anderen Genres zu formen: Rock, Soul, Hip-Hop und Klassik sind gleichwertig in der Musiklandschaft“ – wieso also mit ihnen nicht gleichwertig spielen? Er nennt seine Musik übrigens „Afro-Ethno-Jazz-Funk-Groove“.Bei der tanzleichten Highlife-Nummer „Yok Som“ bin ich nicht sicher, ob sie wirklich in das Programm dieses Albums passt. Denn dort ist weniger von Fusion, vom Verweben einzelner Musikrichtungen zu spüren. Das ist bei Stücken wie „Le Baron“ oder ganz besonders „Little Pops“ völlig anders. Da zeigen sich die kompositorischen Stärken des Musikers, kunstvoll mit den Spielarten der Musik umzugehen, Übergänge sind da so fließend, dass es ein ganz großer Genuss ist, der Truppe zuzuhören.

Terrence Ngassa FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Ngassa zählt zu den führenden Vertretern des afrikanischen Jazz mit seinem so präsenten Trompetenspiel, das sicherlich von Jazzheroen wie Louis Armstrong, dem jungen Miles Davis und Clifford Brown beeinflusst ist. Was aber die Vielseitigkeit, das stilübergreifende Moment angeht, steht er wohl Lester Bowie näher. Das alles, verknüpft mit der Hingabe zu seinen kulturellen Wurzeln, machen aus Terrence Ngassa einen ganz eigenständigen Musiker, was ihn unter anderem auch zu Jasper van’t Hoff’s Pili Pili brachte.

Für sein aktuelles Projekt hat Ngassa eine wunderbare Band zusammengestellt, die sich von ihm mit ungeheurer Leichtigkeit durch allerlei unterschiedliches Terrain führen lassen. Der Schweizer François de Ribaupierre bezaubert nicht nur mit der Bassklarinette, sondern überzeugt auch am Tenorsaxofon mit empathischem Antrieb. Jura Wajda ist sicherlich mit seinem ungewöhnlichen Background genau der richtige Pianist: Der Tscheche hat klassische Komposition studiert, bevor er an der Musikhochschule Köln bei Frank Wunsch auch noch ein Studium in Jazz Piano absolvierte. Und immer dieser Bass von Andreas Reinhard! Fürs Schlagwerk zuständig sind Christian Fehre (Congas) und Benedikt Hesse (Drums).

 

Terrence Ngassa FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Konzerttipp:

Terrence Ngassa & Band sind auf „Ngassalogy“-Tour und machen am Samstag, 23. September 2017, Station in der Harmonie Bonn. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.