Schmerzhafte Schönheit, brüchige Welt: Julia Hülsmann und Tom Arthurs bei Klavins

Julia Hülsmann gehört zu den Jazzpianisten, die ihre Klangsprache kontinuierlich erweitern. Das klassische Klaviertrio ist nicht das musikalische Terrain, das der 44- jährigen gebürtigen Bonnerin genügt. Das hat sie in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, ob in der Arbeit mit Sängern wie Roger Cicero oder Rebakka Bakker oder anderen Instrumentalisten wie dem Grenzgänger-Gitarristen Marc Sinan. Mit dem britischen Trompeter Tom Arthurs indes scheint Hülsmann einen kongenialen Partner gefunden zu haben, der zu ihrer Art der Intimität, ihrer Suche nach Klangfarbenvielfalt und rhythmischer Beweglichkeit passt wie der Schlüssel zur richtigen Tür in ihre Jazzwelt. Davon konnten sich am Donnerstag auch die Zuhörer ihres Konzertes im Musiksaal des Klavierhauses Klavins überzeugen.

Das Programm bestand hauptsächlich aus Stücken der aktuellen CD „In Full View“. Schon beim ersten Stück („Quicksilver“) deutet das Duo an, dass marktschreierische Effekte nicht zu erwarten sind. Strukturelle Komplexität vermittelt es mit einfachen Mitteln und zarten Wendungen. Dieses fast schmerzhaft langsame Tempo der Pianofiguren auf „Dunkel“, auf das Arthurs seine melancholischen Melodien legt, die zwischen brüchigen, fast hingeflüsterten Sounds und einer geradezu cineastischen Geste wechseln, ist hinreißend.

Hülsmann versteht es, auch mal Popharmonien geschickt in ihre Jazzästhetik einzuflechten, die Balance, die sie zwischen ausgelassener Solistik und lyrisch samtener Intonation hält, erinnert nicht selten an die Handschrift eines Keith Jarrett. Ihre Neuinterpretation des Feist-Songs „The Water“ ist einfach zum Niederknien. Bleibt zu hoffen, dass ihr Gemeinschaftswerk mit Rolf Kühn – bisher nur auf dem Berliner Jazzfest aufgeführt –, aus dem sie in Bonn zwei Stücke präsentierte, einmal auf CD gepresst wird.

CD: Julia Hülsmann Quartett: In Full View, (ECM).