TALKIN` JAZZ: Till Brönner trifft Mousse T. in der Bundeskunsthalle

Gänsehautstimmung in der Bundeskunsthalle
TALKIN` JAZZ Till Brönner trifft Mousse T. im Forum, der als Überraschungsgast Roachford mitbringt
Von Cem Akalin

So macht Talkin` Jazz Spaß. Viel, sehr viel Musik, ein paar Takte lockere Gespräche mit Witz und jede Menge Überraschungen. Mit dem Produzenten, Komponisten und Musiker Mousse T. hatte der Jazzmusiker Till Brönner einen Gast, der es sich offensichtlich nicht auf dem Sofa bequem machen wollte. Also weg damit. Die Hitmaschine aus Hannover hatte dafür jede Menge Equipment mitgebracht, mit dem er seinen Spieldrang jederzeit austoben konnte. Und dafür brauchte er Platz. Piano und Rhodes auf der einen Seite, auf der anderen an zwei langen Tischen Mischpult, Laptop, Turntable. Irgendwie war es fast so, als würde man mit zwei Freunden in den heimischen Hobbykeller steigen, ein bisschen plaudern, ein paar CDs auflegen und ein wenig jamen.
Und weil ja Weihnachten vor der Tür steht, hatte der reiche Kumpel gleich noch ein paar exklusive Geschenke mitgebracht. Mit seiner Sängerin Emma Lanford spielte er drei seiner Hits: „Fire“, „Sex Bomb“ (ursprünglich eine Produktion mit Tom Jones) und „Horny“. Und weil`s so gut ankam, holte er später noch den wohl profiliertesten englischen R’n’B-Musiker auf die Bühne: Andrew Roachford, der auf Mousse T.`s jüngstem Album einen Track singt.
Was der Mann mit den westindischen Wurzeln anpackt, wird zu Gold. Jedenfalls alle seine Platten haben Goldstatus erlangt. Seine Musik ist schnörkellos, ehrlich, intelligent. Mit dem sichtlich überraschten Brönner führen sie Marvin Gayes „Inner City Blues“ auf. Und dann stimmt Roachford noch John Lennons „Imagine“ als Soul-Variante auf mit einem – wie immer – sehr einfühlsamen und lyrischen Till Brönner an der Trompete. Gänsehautstimmung im Forum. Auch Covern kann also eine Kunstform sein. Für Mousse T., der mit bürgerlichem Namen Mustafa Gündogdu („Morgendämmerung“) heißt, ist das Remixen eine Kunstform – oder, wie er ironisch hinzufügte, „eine Art, Musikstücke für andere Zielgruppen verständlicher zu machen, angenehme Popmusik für durchschnittliche Hörer“.
Und das kann er so gut, dass sich Weltstars wie Michael Jackson, Tony Braxton, Bootsy Collins oder Quincy Jones an ihn wenden. Ob die Simply Red oder die Fugees – Mousse T. verpasst ihnen den richtigen Schliff. Doch für den Arztsohn aus Hannover gibt es auch Grenzen: Dass er einst das Angebot ablehnte, „Maccarena“ für Los Del Rio zu produzieren, dafür könnte er sich heute noch in den Hintern treten.
Seinen großen Traum verriet Mousse T. in diesen Tagen an anderer Stelle: eine Produktion mit dem schwergewichtigen Pavarotti und der isländischen Elfe Björk. Man darf gespannt sein.