Zwei interessante Debüts von Beau und Ina Forsman

Coverbilder. FOTO: PROMO

Ina Forsman
Label: Ruf Records (in-akustik)

Wer auf dem jüngsten Blues Caravan war, mit dem Ruf Records schon seit einem Dutzend Jahre seine neuen Blues-Entdeckungen präsentiert, dem wird neben Tasha Taylor und der gerade im Bonner Raum sehr beliebten Layla Zoe vor allem eine Sängerin aufgefallen sein: Ina Forsman.

Die 20-jährige Finnin haut einen mit ihrer cremigen Reibeisenstimme schon beim ersten Takt um. Und das tut sie auch mit ihrem Debütalbum, auf dem sie ihr Faible für den Cotton Club-Blues-Swing der frühen Jahre auslebt. „Bubbly Kisses“ ist mehr als eine Hommage an die Kunst eines Cab Calloway. Und wie sie aus Nina Simones „I Want A Little Sugar In My Bowl“ zu einem Billie Holiday-umwickelten Andenken macht, ist ganz große Klasse. Dazwischen gibt es ganz viel Big Band- und Soul-Blues-Pianobegleitetes Liebesleid, bei dem der Blues eindeutig die Hauptrolle spielt.

Coverbild. FOTO: PROMO
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„Als ich anfing nach Inspiration für dieses Album zu suchen, sah ich mich überall nach neuer Musik um. Ich ging in Plattenläden, suchte bei YouTube und Spotify, einfach überall, wo ich etwas finden konnte, was ich noch nie zuvor gehört hatte“, erzählt sie. „Vor allem hörte ich mir alte Soul- und Bluesplatten an – Künstler wir Donny Hathaway, Aretha Franklin und Sam Cooke – und so wurde diese Platte zu einem Soul-Bluesalbum. Es kam ganz einfach so, ohne dass ich es so geplant hatte oder versuchte einen bestimmten Stil zu treffen.“

Faszinierend sind die Eleganz und die Leichtigkeit, die Ina Forsman mit ihrer Stimme verkörpert, die Kraft scheint so völlig ohne überzogenen Druck aus ihr zu kommen. Da ist eine geborene Wahrhaftigkeit in dieser jungen Stimme, die nicht nur live sprachlos macht.

Mit 17 betörte sie das Publikum beim Finale der finnischen Castigshow “Idols” mit ihrer Interpretation des Etta James-Songs „All I could do is cry“, mit 19 stand sie schon mit der finnischen Harmonica-Legende Helge Tallqvist auf der Bühne. „Durch Helge bin ich erst zum Blues gekommen“, erinnert sie sich. „Er nahm mich mit ins Studio und stellte unsere Band vor ein paar Jahren zusammen. Es gibt nicht genug Worte, um zu beschreiben, wie viel ich von ihm gelernt habe.“ Fazit: Anspruchsvoll-hinreißend! (Cem Akalin)

 

Beau „That Thing Reality“
Label: Rca Int. (Sony Music)

Coverbild. FOTO: PROMO
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Irgendwie dümmlich dieser Band-Name. BEAU. Den haben sich Heather Boo und Emma Rose Jenney schon ausgedacht, als sie zwölf oder dreizehn Jahre alt waren, und auch so mancher Song ihres Debütalbums „That Thing Reality“ ist in dieser Zeit unschuldiger Jugend entstanden, erzählen sie. Und das wiederum ist kaum zu glauben. Denn die Songs sind von einer wohldosierten Reife, voller Emotion, Sinn für sparsame, aber effektive Harmonik. Die verträumten Akustik-Songs, mit einer gehörigen Folk-Rock-Infusion versehen, sind wie Soundtracks zu einem modernen Film, der die Ästhetik der 1960er Jahre adaptiert. Und die Songs wecken auch Erinnerungen an die großen Sängerheroinen der späten 70er und 80er Jahre. „Animal Kingdom“ könnte von Patti Smith sein. Da blitzen Chrissie Hynde oder Siouxsie Sioux auf, und Lana Del Rey stand definitiv auch hier und da Patin.

Junge (und jung gebliebene) Seelen werden sich dem Zauber und der romantischen Kunst der beiden 21-jährigen jungen Frauen nicht entziehen können. Sie entführen ihre Zuhörer in eine zarte, fantasievolle Lyrikwelt mit wunderschönen Geschichten und Sinneslandschaften, die sie wie auf leichten Schwingen aus luftiger Höhe zu streuen scheinen.

Rose und Boo gingen zusammen in die Grundschule. „Mit der besten Freundin zu arbeiten ist, wie den Geschmack von Heimat und das Gefühl von Zuhause immer bei dir zu wissen“, erzählt Boo. Musik spielte in beiden Familien eine große Rolle. „Mein Vater hat eine alte Jukebox, auf der er immer Elvis und Little Richard spielte“, sagte Emma Rose. „Er sammelte Platten und machte Mixtapes, die er an meinem Bett abspielte. „Und er ließ mich schon mit zehn Jahren Songs von Leuten wie Donna Summer singen. „Die Musik war schon immer ein großer Teil meines inneren Glücks“, ergänzte Boo. „Ich habe schon immer getanzt und gesungen.“

Diesen hohen Wert der Musikalität spielen die beiden tatsächlich auf ihrem Debütalbum aus. Insgesamt ein überaus überraschendes Album. Man darf gespannt sein, in welche Richtung sich die beiden noch bewegen werden. (Cem Akalin)