Mission wieder erfüllt: Joe Bonamassa „British Blues Explosion Live“

Joe Bonamassa - Beethovenhalle. FOTO: Horst Müller

Joe Bonamassa: British Blues Explosion Live (2cd) Doppel-CD
VÖ: 17. Mai 2018
Label: Mascot Label Group (Rough Trade)

Wer jetzt die Augen verdreht, weil Joe Bonamassa schon wieder ein neues Produkt auf den Markt wirft, sollte einfach mal in „Tea For One“ oder „Black Winter“ reinhören. Die Sensibilität, die der Gitarrenvirtuose da an den Tag legt, ist sagenhaft. Wird wieder nix mit einem Albumverriss!

Von Dylan Cem Akalin

Vor 50 Jahren zogen die britischen Gitarrengötter Eric Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page mit ihren jeweiligen Bands durch die USA und brachten den Amerikanern eine hippe neue Version dessen zurück, was eigentlich ihre eigene Musik war – dem Blues. Vor zwei Jahren hat der amerikanische Blues-Rocker Joe Bonamassa ziemlich genau das Gleiche gemacht – nur umgekehrt. Er und seine Band machten sich auf eine England-Tour und brachte einige der einflussreichsten Musikstücke von Clapton, Beck und Page praktisch wieder nach Hause. Bonamassa rückt damit in Erinnerung, dass die Explosion des British Blues in den 1960er Jahren ja eine Brücke zwischen Blues und Rockmusik bildete. Das Ergebnis ist jetzt als als CD, DVD, BluRay und 3-LP (schwarz-rot, weiß und blau) erschienen.

Die komplette Tour widmete er den drei einflussreichen britischen Musikern, spielte Songs wie Led Zeppelins „Tea For One“, Creams „SWLABR“ und Jeff Becks „Let Me Love You Baby“ und begab sich auch in die Siebziger und das Late-Eighties-Territorium mit Claptons „Motherless Children“ und „Tuning“.

Warum? „Was das tatsächliche Spielen betrifft, ist Clapton – bei weitem – mein größter Einfluss, und Sie können Jeff Beck noch mit reinstecken“, erzählt Bonamassa. Page sei ein entfernter dritter Einfluss, aber mehr als Arrangeur, als Interpret des Blues habe Led Zeppelin seine Arrangements so gemacht als wenn sie sagen würden: „Wir werden ein ganz anderes Stück Musik schreiben. Nimm diese Kadenz und lege sie in etwas anderes, Das war glänzend. Page ist einfach ein brillanter Arrangeur und Produzent von heavy Bluesrock. Er zeigt, dass das Arrangement genauso wichtig ist wie das Lied selbst.“

Wieder mit dabei auf der Bühne seine Weltklasse-Band mit Michael Rhodes (Bass), der Rock’n’Roll Hall of Fame-prämierte Reese Wynans (Keyboards), Anton Fig (Drums) und Russ Irwin (Rhythm Guitar & Backing Vocals). Die ersten drei Tracks des Doppelalbums sind eine instrumentale Tour de Force durch Jeff Becks „Beck’s Bolero / Rice Pudding“, Eric Claptons grooviges „Mainline Florida“ und Led Zeppelins honky-tonk Rock’n’Roll-Nummer „Boogie With Stu“.

Bewaffnet mit einer Vielzahl von Vintage-Gitarren, liefert Bonamassa ein glühendes Ergebnis ab, das Ganze unterstrichen durch einen exquisiten Sound und phänomenale Kontrolle. Dies ist besonders der Fall bei der Aufnahme der Jeff Beck-Nummer „Let Me Love You Baby“. „Spanish Boots“ gehört ja schon seit einiger Zeit zu Joes Live-Set, und so bringt er jetzt endlich mal eine Version auf CD.

Joe Bonamassa lässt seine Gibson Les Paul während der langsamen Bluesnummer „Double Crossing Time“ wie ein Vogel singen, und Reese Wynans trägt ein faszinierendes Klavierspiel bei. Bonamassa lässt das Tempo bei einem eindringlichen Cover von Cremes psychedelischem Rockklassiker „SWLABR“ richtig los. Einer der Höhepunkte der Performance ist Joes leidenschaftliches und etwas episches Instrumentalstück „Black Winter / Django“. Letzteres ist eine Variation von Zeppelins „Black Mountain Side / White Summer“, bevor Joe mit „How Many Times“ das Programm zu einem explosiven Abschluss bringt.

Das Tolle an Joe Bonamassas Livealben ist nicht nur, dass sie jedes Konzert in all ihrer Pracht wiedergeben, sondern, dass sie auch absolut einzigartig sind. Man wird wenig Überschneidungen zwischen diesen Aufnahmen finden. Joe Bonamassa ist immer auf dem Vormarsch und fordert sich heraus, um eine spektakuläre neue Show für seine hartgesottenen Fans zu präsentieren. Und auch diesmal hat er seine Mission wieder einmal erfüllt.