Jazzfest: Michael Heupel, Michael Schiefel und David Friedman

Michael Schiefel, David Friedman und Michael Heupel am 10. Mai 2015 in Bonn. FOTO: Jazzfest

Michael Heupel ist ein Phänomen. Und ein Besessener im besten Sinne. Gebt dem Mann eine Flöte in die Hand, und er zaubert Klangwelten, die faszinieren. Ja, die 3,50 Meter gewaltige Subkontrabassflöte ist schon optisch eindrucksvoll. Was der Bonner aber an Soundkreationen herausholt, ist beeindruckend. Das Spektrum reicht bis zur Piccoloflöte. Neben der traditionellen Böhmflöte kommt auch eine gebogene Bass- und eine Altquerflöte zum Einsatz. Für letztere verwendete er auch einen besonderen Glissando-Aufsatz, der ähnlich einer Luftpumpe oder einer Posaune ein bewegliches Mundstück beinhaltet. Damit entstehen ganz besondere Toneffekte. Das musikalische Landschaftsarchitekt zieht sein Publikum in den Bann.

Immer am Rande des Waghalsigen

Der Vokalartist Michael Schiefel wurde begleitet von dem Vibraphonisten David Friedman. „Ich liebte das Freie am Jazz: du kannst du selbst sein, du kannst improvisieren, du kannst schauen, wo das hinführt“, hat er einmal gesagt. Durch seine Freiheitsliebe kam Schiefel an die Universität der Künste Berlin und an die Jazzlegende David Friedman. An der UdK machte Friedman ihn unter anderem mit dem Prototyp des „Loop-Geräts“ bekannt. Durch das wiederholen bestimmter Tonfolgen entstehen so ungewöhnliche Klangcollagen. In Bonn sorgte das auf wunderbarste Weise aufeinander eingespielte Duo, was echte Improvisation bedeutet. Halsbrecherisch, immer am Rande des Waghalsigen, mutig, virtuos. Ein Abend zum Staunen!

(Dylan Cem Akalin)