Last Minute-Tipps für Jazz-Freunde zu Weihnachten: Alexander Paeffgen und Martin Dahanukar

Zunächst zwei absolute Kaufempfehlungen aus der Kategorie „Dont’t judge a book by its cover“ oder wie in diesen Fällen „by its covers“. Wer das Artwork für das Alexander Paeffgen Trio und Martin Dahanukar entworfen hat, hat 0ffensichtlich kein Interesse am kommerziellen Erfolg.

Von Dylan Cem Akalin

Alexander Paeffgen Trio: #Jazz
Veröffentlichung:
10. Juni 2016
Label: Broadview Music (Edel)

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Das Trio packt den Zuhörer vom ersten Takt an. Klassische Jazztrios haben zurzeit ja Konjunktur, und doch sticht dieses mit Christoph Sauer am Bass und Christof Jaussi am Schlagzeug wohltuend heraus. Die drei sind ein sagenhaft gut eingespieltes Team, und Paeffgen zeigt sich als Arrangeur und Komposnist, der seinen Mitspielern eine hohe Bedeutung im Zusammenspiel zuweist. Das ist ein Trio auf Augenhöhe: Der Basssound ist ein einziger Hochgenuss, und Sauer spielt seine Virtuosität immer an den richtigen Momenten voll aus, ebenso wie Jaussi ein feinfühliger und vielseitiger Drummer ist. Paeffgen lässt in seinem #Jazz die Wirksamkeit des Rock zu, die Perligkeit von Pop, die Liebe zur lyrischen Melodik, wie man sie von skandinavischen Jazzern kennt. Assoziationen zu Esbjörn Svensson oder Martin Tingvall werden wach. Das alles wundert nicht: Professor Paeffgen ist Department Chief Musiktheorie und Komposition an der Popakademie und ein geschätzter Studio- und Live-Musiker, der keine Angst vor Grenzüberschreitungen hat. Er spielte unter anderem für Künstler wie Marla Glen, Thomas D., Nena, Ina Müller, Rolf Zacher, Purple Schulz oder Inga Rumpf.

#Jazz ist ein elegantes Album voller Amouren in Grenzbereiche und poetischer Schönheit.

Martin Dahanukar: Traumesrauschen
Veröffentlichung:
26. August 2016
Label:
Skip Records (Soulfood)

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Wenn ein Stück schon “Hablar Con Almodóvar“ betitelt ist, dann lässt das an einen Soundtrack denken. Und das sind die Kompositionen auch irgendwie, Jazz wie gemacht für französische Film-Noire-Filme. Dem Waschzettel der Plattenfirme ist ausnahmsweise zuzustimmen: Da „blitzen jetzt Assoziationen zu Werken wie dem Davis Soundtrack zum Louis Malle Film “Fahrstuhl zum Schafott” auf“, heißt es da. Miles Davis ist eh omnipräsent im Spiel des indisch-schweizerischen Trompeters, der seiner Musik indes mit dem Perkussionisten Willy Kotoun, Kontrabassisten Philipp Moll und Pianisten Michael Haudenschild, der schon mal an Florian Weber erinnert, einer eigene Handschrift zu verleihen vermag. Auch an Erik Truffaz mag mancher bei den manchmal entrückt-eklektischen Trompetenklänge denken. Dahanukar hat ein abwechslungsreiches Album mit viel Raum für Kopfkino geschaffen.