Katie Meluas „In Winter“ ist megaentschleunigt, gar zu sakral

Katie Melua im Juli 2013 auf dem Kunst!Rasen Bonn. FOTO: Horst Müller

Katie Melua ist nach dreijähriger Pause zurück. An diesem Freitag, 14. Oktober 2016, erscheint ihr neues Album „In Winter„.

Von Cem Akalin

katie-melua-coverDen Sinn fürs Melancholische hatte Katie Melua ja schon bei früheren Alben. Jetzt kommt nach einer dreijährigen Pause ihr neues Werk heraus: „In Winter“ wurde nicht nur in ihrer georgischen Heimat aufgenommen, es ist noch stärker von der georgischen Folklore geprägt. Das drückt sich nicht nur im Einsatz eines 23-köpfigen georgischen Frauenchors aus.

Der Zuhörer muss sich bis zum fünften Stück gedulden, bis er endlich einen Katie Melua-Song zu hören bekommt, wie man ihn kennt: Katies klares und dunkles Timbre, unaufgeregt und doch eindringlich, stilistisch im Niemandsland zwischen Jazz, Blues und Folk. „A Time To Buy“ ist das stärkste Stück auf dem Album. Die zweite Hälfte gefällt mir jedenfalls deutlich besser als der erste – obwohl es dort eine Bearbeitung von Joni Mitchells „River“ gibt, die gefühlte 300te… Und da gibt es sicherlich wesentlich bessere, angeführt von Herbie Hancocks (featuring Corinne Bailey Rae), und sogar die Version von Robert Downey, Jr. gefällt mir besser. Katie Melua bewegt sich auf dem Album allzu sehr auf sakralem Boden, so wie auch mit „River“. Überraschenderweise ist ihr indes mit „O Koly Night“ tatsächlich eine sehr gute Adaption gelungen.

Vor drei Jahren erzählte Katie Melua ja schon, dass sie der georgischen Kultur sehr zugetan ist. Als sie nun für ihr neues Album in England nach georgischen Musikern gesucht habe, um ein Ballettprojekt zu realisieren, habe sie den Chor auf Spotify entdeckt. Die Intensität des Chores habe sofort eine Gänsehaut bei ihr ausgelöst, erzählt sie, vor allem die Mischung aus Verstörendem und „Engelhaftem“. „Als würden diese Frauen aus der Hölle und aus dem Himmel kommen“, sagt sie. Tatsächlich verfügt dieser Frauenchor auch über recht tiefe Stimmen, was ihm einen sehr eigenen Charakter gibt.

Für die kalte Jahreszeit mit einem Glas Wein vor dem Kamin bietet dieses Album sicherlich eine nette Hintergrundmusik. Insgesamt: zu kirchlich, zu entschleunigt.