Eskimo Callboy machen mit „Rehab“ einen riesigen Schritt nach vorn

Eskimo Callboy scheinen ihre spätpubertäre Phase abgeschlossen zu haben. Mit „Rehab“ legen sie jedenfalls endlich mal ein Album vor, das man wirklich ernst nehmen kann. Gute Texte,  tolle Musik. Ihrem Genre Metalcore-/Trancecore bleibt die Band aus Castrop-Rauxel  zwar immer noch treu, aber es geht sehr viel mehr in Richtung Bring Me The Horizon und Linkin Park. Hörenswert.

Von Dylan Cem Akalin

Songs wie „MC Thunder“ oder „VIP“ konnten mir wirklich gestohlen bleiben. Auf solche Asi-Inhalte kann ich verzichten. Daher war ich beim neuen Album von Eskimo Callboy wirklich skeptisch. Und siehe da. Die Jungs können auch ehrlichen Metalcore machen. Dass sich auch am neuen Album der Eskimo Callboys die Geister scheiden, war vorherzusehen. Dennoch muss man den Jungs eine Chance geben. Denn sie bieten uns hier ein paar großartige Melodien, richtig hartes Zeug und tatsächlich auch den einen oder anderen Song, der ganz schön im Ohr hängen bleibt – etwa „Prism“.

Positive Botschaft

Tatsächlich schreibt die Band über „Prism“: „Die neue Single ‚Prism‘ ist eines unserer Lieblingslieder vom neuen Album ‚Rehab‘. Wir mögen den Song, nicht nur wegen der eingängigen Melodie, sondern auch weil er eine positive Botschaft enthält. Das Lied ist als Ermutigung für all diejenigen gedacht, die nicht das sehen, wozu sie eigentlich in der Lage sind. Wir benutzen ‚Prism‘ metaphorisch, um zu zeigen, dass es manchmal nur das geeignete Medium braucht, sich selbst komplett zu entfalten und sein wahres Gesicht zu zeigen. Hört euch das neue Lied also unbedingt mit dem dazugehörigen Video an und bleibt positiv.“

Eskimo Callboy FOTO: Bandpromo

Mit „Rehab“ scheint sich auch inhaltlich einiges geändert zu haben. Die ersten Stücke auf dem Album drehen sich um das Innenleben von Menschen, die psychisch durchdrehen. In “Disbeliever“ geht es darum, sich nicht unterkriegen zu lassen.

Dass Eskimo Callboy gerne die Genregrenzen überschreitet, hat sie auch in der Vergangenheit bewiesen. Auf ihrem neuen Produkt spielen sie die Stärken eines jeden Bandmitglieds derart aus, dass es eine Freude ist. Sehr cool dabei ist die Mischung aus klaren Gesang und brachialen Vokalausbrüchen, wie wir sie ja beispielsweise auch von Linkin Park kannten. Das machen Sebastian Biesler und Kevin Ratajczak wirklich großartig und auf den Punkt.

Voller Selbstbewusstsein

Und genau wie die könnte es Eskimo Callboy sogar ins Radio schaffen. Ich finde, dass das Album voller Selbstbewusstsein ist, auch wenn es musikalisch sicherlich ein paar Zugeständnisse in Richtung Mainstream-Metall gibt. Aber, mein Gott, das macht Metallica auch ständig. Das stürmische Tempo von „It’s Going Down“ überrascht ebenso wie der Drum-and-Bass-Groove von „Nice Boi“  auf einem Metalcore-Album. Aber die Mischung aus fetten Gitarren, zerhackten Vocal-Samples und den großzügigen melodischen Gesten ist wirklich gut gemacht und fühlt sich absolut echt an. Es ist auf jeden Fall großartig zu hören, dass die Band in der Lage ist, sich von ihren merkwürdigen Eskapaden zu verabschieden und ein reifes Album vorzulegen.

Es wird sicherlich Fans geben, die die Party-Trottel und Alles-ist-so-lustig-wenn’s-eklig-ist-Attitüden vermissen werden. Aber die Band wird’s verkraften. Sie hat einen bemerkenswerten Schritt nach oben gemacht. Es gibt einzelne Momente auf diesem Album, die wirklich beeindruckend sind. Das ist noch nicht durchgehend so, weil einiges von dem neuen Stil tatsächlich ein wenig vorhersehbar ist und noch zu stark an andere Vorbilder erinnern. Aber die Band ist auf einem guten Weg, ihren eigenen Stil zu entwickeln.

Eskimo Callboy Rehab European Tour 2019

01.12.19 (DE) Berlin – Metropol
03.12.19 (CZ) Prague – Storm Club
04.12.19 (HU) Budapest – Dürer Kert
05.12.19 (AT) Wien – Simm City
06.12.19 (AT) Saalbach Hinterglemm – Bergfestival
07.12.19 (DE) Köln – Palladium
08.12.19 (DE) Hamburg – Docks
13.12.19 (BE) Hasselt – Muziekodroom
14.12.19 (DE) Bremen – Modernes
15.12.19 (DE) Karlsruhe – Knockdown Festival
17.12.19 (F) Paris – Gibus
18.12.19 (CH) Zürich – Komplex 457
19.12.19 (DE) München – Tonhalle
20.12.19 (DE) Nürnberg – Löwensaal
21.12.19 (DE) Leipzig – Haus Auensee